So kleine Zwischenfälle mit eingerechnet.
Beim gestrigen Brautpaar waren zunächst auf der Gemeinde
die Unterlagen der Trauzeugen verschwunden. Hm, über so eine kleine Lapalie
regt man sich ja nun in Italien gar nicht auf. Wozu hat man einen
Computer? Der
Bräutigam, lo sposo, blieb ganz cool und lud die Daten sofort auf des
halbblinden Paolo`s Beamtencomputer herunter. Problem gelöst. Ganz so cool blieb der Bräutigam aber nicht
mehr, als er auf dem Castello 2 Überraschungsgäste erblickte, da kippte er fast
um. Und für die Braut, per la sposa, kamen
als Überraschung ihre eigenen Eltern, das war auch gelungen. Vom Fotografen starb ausgerechnet am Tag vorher die Schwiegermutter und ich musste noch ganz schnell Ersatz finden. Auch gelöst.
Auf dem Castello war mal wieder ein
recht starker Wind, un vento forte, so dass Federico von der Enoteca Il
Violino rosso, die ganze Zeit den Sonnenschirm festhalten musste, statt zu
bedienen. Aber die Selbstbedienung hat auch gut geklappt.
Beim 2. Brautpaar funktionierte die CD auf dem veralteten
Castello-Cdspieler nicht. Das stellten wir aber zum
Glück, per fortuna, einen Tag vorher fest, man lernt ja mit den Jahren
dazu, und nicht erst während der Trauung. So konnte rechtzeitig eine Lösung, una soluzione, gefunden werden. Die Tochter, la figlia, der Braut samt Freundin
kam mit Verspätung aber immer noch rechtzeitig an. Das recht hohe Gartentor war
zu, die Fernbedienung mit dem neuen Papa davon gefahren. Aber auch dieses
Hindernis wurde in Miniröckchen und Stöckelschuhen erfolgreich überwunden.
Etwas Hektik gab es als die Braut plötzlich ohne das
vereinbarte Loslaufzeichen über den Hof gelaufen kam, mit Ersatzvater Luigi am
Arm. Hups wo war denn meine Rede geblieben? Ach, da ist sie ja! Kleid straff
ziehen, Brille auf die Nase (zum ersten Mal, liebe Leute, das Alter!) und los
ging es. Luigi, der Papa vom Friseur, hat sich übrigens fantastisch als Brautvater bewährt.
Sehr schöner Sektempfang, traumhaftes
Wetter, un tempo bellissimo, viele schöne Erinnerungen an die eigene
Hochzeit, herrliche Fotos. Einige davon auch auf einem Kornfeld. Oi, da war
dann plötzlich der Autoschlüssel weg, vom schönen Cabrio, mitten im Kornfeld!„Heiliger Antonius“ sprach die Braut gen Himmel, das hatte sie von ihrer
Großmutter gelernt, das solle man sagen wenn man den Schlüssel nicht mehr
findet, und da war er schon wieder da. Alles kein Problem. Muss ich auch mal
probieren, auch wenn mein Mann sich wundern wird, wenn ich plötzlich 10 Mal am
Tage „heiliger Antonius“ durchs Haus rufe. Eigentlich ist er der
Heiligenanbeter in unserer Familie. Aber der Zweck heiligt die Mittel.
Nett war noch, molto carino era dass
die Braut ein meinem Sohn weibliches Pendant zur Tochter hat. Das bildhübsche
Mädchen habe ich auf der Piazza erstmal liebevoll beiseite genommen, meinen Arm
um sie gelegt und sie gebeten, doch dabei mitzuhelfen, dass dieser Tag für ihre
Mama mit zu einem der schönsten Tage in ihrem Leben wird. Sie kam nämlich schon
in sichbarer Zickchenlaune mit ihren 13 Jahren an und wollte parout der Mama
nicht die Ringe übergeben. Lange hatten wir uns über unsere pupertierenden
Kinder unterhalten und ich wußte wie sehr sie sich wünschte, das ihre Tochter
die Ringe bei der Trauung übergab.
Während der Trauung habe ich sie dann nett darum gebeten
und weiß Gott es hat geklappt. Und das war sooo
schön – troppo bello.
Und wir hatten auch mit unserem Sohn ein herrliches Wochenende, un fine settimana bellissimo. Er
hat nämlich seine Freundin mitgebracht. Die nennt man hier übrigens gleich „fidanzata“,
die Verlobte. Ordnung muss sein.
Selbst als Kind in Chile in verschiedenen Waisenhäusern
aufgewachsen und dann mit 11 Jahren in eine Adoptivfamilie hierher gekommen,
die auch noch zerbrach, freute sie sich lebhaft daran, ein Wochenende in
Familie zu verbringen. Und immer wenn Felix sich schlecht benahm, bekam er
einen ordentlichen Knuff oder Klaps und wir hatten unsere Ruhe und endlich mal
Frieden in Familie. Traumhaft! Meraviglioso!
Übrigens zur Erklärung: Auch in völliger Verzweiflung, wenn man
versucht, einen 15-Jährigen zu hauen passiert nur eines, ich hatte das im
letzten Blogbeitrag nicht fortgeführt, man tut sich nur selbst ziemlich weh.
Die 15-Jährigen sind nämlich viel größer und stärker als man selbst und zurück
bleibt ein blauer Arm bei Mama.Die sanftere Methode, Freundin „haut“ Sohn, gefällt mir auch viel besser. Und wie wichtig ist es für eine Mutter, Harmonie in der Familie zu haben. Am Sonntag waren wir alle zusammen im Schwimmbad und am Abend sind wir mit 2 kleinen Toskanameistern und 4 Goldmedallien nach Hause gekommen, Filippo und Luca mit ihren 5 und 7 Jahren haben gewonnen – die campionati regionali in Toscana.
Der Abschluß dieses Tages bildetet dann der Besuch beim
Kirschenfest und man sieht, wie glücklich mich dieses Wochenende gemacht hat.
Dazu der Duft von Renata`s Kirschkrapfen in der Nase und
Lambada mit Riccardo auf der Piazza, was will man mehr.
Ein Auto hatte ihm die Kurve geschnitten, und kam ihm auf
seiner Seite entgegen, italienische Unsitte oder ganz normal?, und Felix wurde in den Straßengraben gedrängt.
Das Auto fuhr weiter. Kind und Motorrad zum Glück „nur“ ordentlich zerkratzt...
Und noch eine gute Nachricht zum Abschluß: Die Ersten
werden in den nächsten Tagen mein Buch in den Händen halten. Es ist vollbracht
und verschickt, fatto e spedito. Am Montag kommt endlich
meine Mam zu Besuch und wir werden darauf anstoßen. Und am Mittwoch geht es,
olé olé olé nach Spanien, meine Familie in Madrid und Bilbao besuchen.
Hoffentlich fahren wir auch nach Toledo: Dort hat sich, als ich beim letzten
Mal dort war, in einer Minute mein ganzes Leben geändert (wußte ich damals nur
noch nicht) und mich schließlich hierher geführt. Mehr dazu im Buch.
Achja, bei uns haben nun die Schulferien, le vacanze begonnen. Jaja,
falls auch Kinder oder Jugendliche diesen Blog lesen, jetzt macht mal schnell
den Browser zu, sonst streßt Ihr Eure Eltern und wollt sofort auswandern: Ab
heute bis Mitte September sind Schulferien! Fantastisch, nicht? Fantastico,
vero? Naja, für die Kinder ja, für die Eltern etwas anstrengend, vor allem wenn
man 3 Kinder hat. Unter anderem deshalb ist Italien mittlerweile das
kinderärmste Land Europas! Eine Tragödie, una tragedia!Nun, aber wir freuen uns erstmal an den Ferien,
jetzt fängt der hippe Sommer an. Und jetzt muss ich erstmal los, nach Casciana
Terme ins Pfarrhaus wo gleich das Jahresabschlußfest steigt. Bin schon wieder zu spät dran und verderbe den guten Ruf der Deutschen. Wird aber nicht auffallen ;-)...
Übrigens, egal welche Mama ich frage, ob ihr Kind denn
das Schuljahr geschafft hat, immer die gleiche stereotype Antwort, egal von der
Nachbarin, Müttern von Klassenkameraden oder von der echten Gucci-Mama
(zufällig meine Nachbarn und guten Freunde): Speriamo
bene – hoffen wir mal! Hier wird man nämlich „rimandato“
verschoben, d.h. man kann ein Fach in dem man schlecht ist im September
nochmal nachholen und weiß dann erst ob man sitzen bleibt. Das ist zum Einen gut,
zum Anderen hat man den ganzen Sommer über Lernstreß. Das gilt auch für Felix, tocca anche a Felix.
Ich bitte um Verständnis, dass ich mir eine 12-tägige
Pause gönne, per modo di dire „Pause“ in Anführungsstrichchen, denn der Computer wird
natürlich mein ständiger Begleiter sein aber auf vielel Emails werde ich erst
nach meiner Reise antworten.
Wie wird mir Spanien, das Geburtsland meiner Oma, jetzt im Vergleich zu Italien vorkommen? Komme
ich mit der Sprache klar wenn ich italienisch kann? Aber darüber mache ich mir
keine Sorgen. Meine spanische Familie ist so
lustig, é cosí divertente, dass wir uns wie immer prächtig verstehen
werden.
Hasta luego oder
besser hasta la vista!
Blau unterlegt
wieder einige Worte zum fleißig Italienisch lernen...
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