Samstag, 9. Juni 2012

Matrimoni – Hochzeiten

Erleichtert! Sollevata! Gestern und  heute jeweils eine Hochzeit organisiert und den Brautpaaren sicher einen der schönsten Tage ihres Lebens beschert. Das ist immer ein großer Aufwand, un lavorone, so einen Tag in einem Land wie Italien so gut vorzubereiten, dass er rundum schön wird.
So kleine Zwischenfälle mit eingerechnet.
Beim gestrigen Brautpaar waren zunächst auf der Gemeinde die Unterlagen der Trauzeugen verschwunden. Hm, über so eine kleine Lapalie regt man sich ja nun in Italien gar nicht auf. Wozu hat man einen Computer?  Der Bräutigam, lo sposo, blieb ganz cool und lud die Daten sofort auf des halbblinden Paolo`s Beamtencomputer herunter. Problem gelöst.  Ganz so cool blieb der Bräutigam aber nicht mehr, als er auf dem Castello 2 Überraschungsgäste erblickte, da kippte er fast um. Und für die Braut, per la sposa, kamen als Überraschung ihre eigenen Eltern, das war auch gelungen. Vom Fotografen starb ausgerechnet am Tag vorher die Schwiegermutter und ich musste noch ganz schnell Ersatz finden. Auch gelöst.
Auf dem Castello war mal wieder ein recht starker Wind, un vento forte, so dass Federico von der Enoteca Il Violino rosso, die ganze Zeit den Sonnenschirm festhalten musste, statt zu bedienen. Aber die Selbstbedienung hat auch gut geklappt.

Beim 2. Brautpaar funktionierte die CD auf dem veralteten Castello-Cdspieler nicht. Das stellten wir aber zum Glück, per fortuna, einen Tag vorher fest, man lernt ja mit den Jahren dazu, und nicht erst während der Trauung. So konnte rechtzeitig eine Lösung, una soluzione, gefunden werden. Die Tochter, la figlia, der Braut samt Freundin kam mit Verspätung aber immer noch rechtzeitig an. Das recht hohe Gartentor war zu, die Fernbedienung mit dem neuen Papa davon gefahren. Aber auch dieses Hindernis wurde in Miniröckchen und Stöckelschuhen erfolgreich überwunden.

Etwas Hektik gab es als die Braut plötzlich ohne das vereinbarte Loslaufzeichen über den Hof gelaufen kam, mit Ersatzvater Luigi am Arm. Hups wo war denn meine Rede geblieben? Ach, da ist sie ja! Kleid straff ziehen, Brille auf die Nase (zum ersten Mal, liebe Leute, das Alter!) und los ging es. Luigi, der Papa vom Friseur, hat sich übrigens fantastisch als Brautvater bewährt.
Sehr schöner Sektempfang, traumhaftes Wetter, un tempo bellissimo, viele schöne Erinnerungen an die eigene Hochzeit, herrliche Fotos. Einige davon auch auf einem Kornfeld. Oi, da war dann plötzlich der Autoschlüssel weg, vom schönen Cabrio, mitten im Kornfeld!„Heiliger Antonius“ sprach die Braut gen Himmel, das hatte sie von ihrer Großmutter gelernt, das solle man sagen wenn man den Schlüssel nicht mehr findet, und da war er schon wieder da. Alles kein Problem. Muss ich auch mal probieren, auch wenn mein Mann sich wundern wird, wenn ich plötzlich 10 Mal am Tage „heiliger Antonius“ durchs Haus rufe. Eigentlich ist er der Heiligenanbeter in unserer Familie. Aber der Zweck heiligt die Mittel.

Nett war noch, molto carino era dass die Braut ein meinem Sohn weibliches Pendant zur Tochter hat. Das bildhübsche Mädchen habe ich auf der Piazza erstmal liebevoll beiseite genommen, meinen Arm um sie gelegt und sie gebeten, doch dabei mitzuhelfen, dass dieser Tag für ihre Mama mit zu einem der schönsten Tage in ihrem Leben wird. Sie kam nämlich schon in sichbarer Zickchenlaune mit ihren 13 Jahren an und wollte parout der Mama nicht die Ringe übergeben. Lange hatten wir uns über unsere pupertierenden Kinder unterhalten und ich wußte wie sehr sie sich wünschte, das ihre Tochter die Ringe bei der Trauung übergab.

Während der Trauung habe ich sie dann nett darum gebeten und weiß Gott es hat geklappt. Und das war sooo schön – troppo bello.

Und wir hatten auch mit unserem Sohn ein herrliches Wochenende, un fine settimana bellissimo. Er hat nämlich seine Freundin mitgebracht. Die nennt man hier übrigens gleich „fidanzata“, die Verlobte. Ordnung muss sein.


Sie hat ihn doch wirklich dazu bewegt, das ganze Wochenende mit uns zu verbringen. Normalerweise unternimmt er überhaupt nichts mehr mit uns, welch ein Wunder.

Selbst als Kind in Chile in verschiedenen Waisenhäusern aufgewachsen und dann mit 11 Jahren in eine Adoptivfamilie hierher gekommen, die auch noch zerbrach, freute sie sich lebhaft daran, ein Wochenende in Familie zu verbringen. Und immer wenn Felix sich schlecht benahm, bekam er einen ordentlichen Knuff oder Klaps und wir hatten unsere Ruhe und endlich mal Frieden in Familie. Traumhaft! Meraviglioso!
Übrigens zur Erklärung:  Auch in völliger Verzweiflung, wenn man versucht, einen 15-Jährigen zu hauen passiert nur eines, ich hatte das im letzten Blogbeitrag nicht fortgeführt, man tut sich nur selbst ziemlich weh. Die 15-Jährigen sind nämlich viel größer und stärker als man selbst und zurück bleibt ein blauer Arm bei Mama.
Die sanftere Methode, Freundin „haut“ Sohn, gefällt mir auch viel besser.  Und wie wichtig ist es für eine Mutter, Harmonie in der Familie zu haben. Am Sonntag waren wir alle zusammen im Schwimmbad und am Abend sind wir mit 2 kleinen Toskanameistern und 4 Goldmedallien nach Hause gekommen, Filippo und Luca mit ihren 5 und 7 Jahren haben gewonnen – die campionati regionali in Toscana.

Der Abschluß dieses Tages bildetet dann der Besuch beim Kirschenfest und man sieht, wie glücklich mich dieses Wochenende gemacht hat.


Dazu der Duft von Renata`s Kirschkrapfen in der Nase und Lambada mit Riccardo auf der Piazza, was will man mehr.


Ganz so glücklich schaute Mama nicht mehr als am Dienstag ein Anruf vom Sohne kam „sono ricaduto con la moto“, ich bin schon wieder mit dem Motorrad gestürzt.

Ein Auto hatte ihm die Kurve geschnitten, und kam ihm auf seiner Seite entgegen, italienische Unsitte oder ganz normal?,  und Felix wurde in den Straßengraben gedrängt. Das Auto fuhr weiter. Kind und Motorrad zum Glück „nur“ ordentlich zerkratzt...

Und noch eine gute Nachricht zum Abschluß: Die Ersten werden in den nächsten Tagen mein Buch in den Händen halten. Es ist vollbracht und verschickt, fatto e spedito. Am Montag kommt endlich meine Mam zu Besuch und wir werden darauf anstoßen. Und am Mittwoch geht es, olé olé olé nach Spanien, meine Familie in Madrid und Bilbao besuchen. Hoffentlich fahren wir auch nach Toledo: Dort hat sich, als ich beim letzten Mal dort war, in einer Minute mein ganzes Leben geändert (wußte ich damals nur noch nicht) und mich schließlich hierher geführt. Mehr dazu im Buch.

Achja, bei uns haben nun die Schulferien, le vacanze begonnen. Jaja, falls auch Kinder oder Jugendliche diesen Blog lesen, jetzt macht mal schnell den Browser zu, sonst streßt Ihr Eure Eltern und wollt sofort auswandern: Ab heute bis Mitte September sind Schulferien! Fantastisch, nicht? Fantastico, vero? Naja, für die Kinder ja, für die Eltern etwas anstrengend, vor allem wenn man 3 Kinder hat. Unter anderem deshalb ist Italien mittlerweile das kinderärmste Land Europas! Eine Tragödie, una tragedia!Nun, aber wir freuen uns erstmal an den Ferien, jetzt fängt der hippe Sommer an. Und jetzt muss ich erstmal los, nach Casciana Terme ins Pfarrhaus wo gleich das Jahresabschlußfest steigt. Bin schon wieder zu spät dran und verderbe den guten Ruf der Deutschen. Wird aber nicht auffallen ;-)...

Übrigens, egal welche Mama ich frage, ob ihr Kind denn das Schuljahr geschafft hat, immer die gleiche stereotype Antwort, egal von der Nachbarin, Müttern von Klassenkameraden oder von der echten Gucci-Mama (zufällig meine Nachbarn und guten Freunde): Speriamo bene – hoffen wir mal! Hier wird man nämlich „rimandato“ verschoben, d.h. man kann ein Fach in dem man schlecht ist im September nochmal nachholen und weiß dann erst ob man sitzen bleibt. Das ist zum Einen gut, zum Anderen hat man den ganzen Sommer über Lernstreß. Das gilt auch für Felix, tocca anche a Felix.

Ich bitte um Verständnis, dass ich mir eine 12-tägige Pause gönne, per modo di dire „Pause“ in Anführungsstrichchen, denn der Computer wird natürlich mein ständiger Begleiter sein aber auf vielel Emails werde ich erst nach meiner Reise antworten.

Wie wird mir Spanien, das Geburtsland meiner Oma,  jetzt im Vergleich zu Italien vorkommen? Komme ich mit der Sprache klar wenn ich italienisch kann? Aber darüber mache ich mir keine Sorgen. Meine spanische Familie ist so lustig, é cosí divertente, dass wir uns wie immer prächtig verstehen werden.

Hasta luego oder besser hasta la vista!

Blau unterlegt wieder einige Worte zum fleißig Italienisch lernen...

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