Samstag, 7. April 2012

Karfreitag – venerdì santo

Der Karfreitag, der Tag der Kreuzigung Christi - la crocifiscione di Gesù - und,  möchte man meinen,  einer der wichtigsten katholischen Feiertage, ist hier ein ganz normaler Arbeitstag.  Die Geschäfte sind bis 20.00 Uhr geöffnet. Es sollte an diesem Freitag kein Fleisch gegessen werden wie schon an den vorherigen Freitagen aber ansonsten merkt man das Besondere dieses Tages erst wenn er ausklingt.
Gegen 20.30 ist ein lautes Rasselgeräusch von der Straße zu hören. Das macht wirklich einen Heidenlärm und wir springen mit den Kindern auf und rennen hinaus.
Nicolo ist mit einem Mädchen unterwegs und gemeinsam drehen sie an einer Art Leierkasten. Damit wird die baldige Messe und die darauffolgende Prozession angekündigt. Inzwischen schmücken ich den Hof mit Blumen und Kerzen.


Auf der Straße entlang des Prozessionsweges werden Fakeln aufgestellt, es stinkt überall nach Petroleum aber es sieht atemberaubend romantisch aus.
Die Messe, die mir in den letzten Jahren so wichtig war (mittlerweile bin ich wieder eine Weihnachts – und Ostermessenkirchgängerin geworden, unterhaltsame Geschichten zum „Warum?“ demnächst in meinem Buch), verpasse ich diesmal. Ich bin einfach zu müde und noch mit dem Hof schmücken beschäftigt.
Sie ist immer sehr lang, die Ostermesse, denn es wird vom ganzen Itinerario della passione, dem Kreuzigungsgang geredet. Wenn man sich überlegt, dass die Kreuzigung In einigen vom Islam geprägten Staaten bis heute als Strafe im Gesetz verankert ist....
Und beinahe verpasse ich auch noch die Prozession denn Filippo, mein 7-jähriger Sohn, kommt nach Hause (er musste natürlich mit Papa und Brüderchen zur Messe, da gibt es kein Pardon) weil er todmüde ist. Wir schließen uns also etwas spät dem Rundgang an als ich höre, dass sich die Prozession mit dem üblichen schönen Singsang unserem Haus nähert. Es ist, wie so üblich, die erste Vollmondnacht seit Frühlingsanfang. Die Luft ist angenehm lau und der Mond, der durch die Wolken lugt im Zusammenspiel mit den vielen Kerzen in den Fenstern, den Blumen und Fackeln,  geben der Prozession etwas ausgesprochen Feierliches. „Ave, Maria, piena di grazia, il Signore è con te. Tu sei benedetta fra le donne e benedetto è il frutto del tuo seno, Gesù. Santa Maria, Madre di Dio, prega per noi peccatori, adesso e nell'ora della nostra morte. Amen.“ betet die Gemeinde immer wieder, das Vaterunser folgt und wunderschöne Gesänge.
Mein kleiner 5-jähriger Luca trägt im weißen Messdienerkleidchen eine lange Kerze und läuft hinter der Jesusstatur, die von seinem Papa und anderen Männern getragen wird und hinter der Madonnenstatur, von den Frauen des Dorfes getragen. Ich bin berührt.


Hinter ihm läuft der Pfarrer und hinter diesem laufe ich. Der Herr Pfarrer hat nichts anderes zu tun als Luca dauernd zu sagen „Luca lauf in der Mitte der Straße, Luca halte die Kerze gerade, Luca, das mußt Du aber noch lernen, Luca mach dies, mach jenes“. Ob das die richtige Methode ist, kleine Kinder von der katholischen Kirche zu begeistern? Mir platzt fast der Kragen. Es ist nachts um halb 12, das Kind ist 5 Jahre alt und müsste eigentlich seit 2,5 Stunden im Bett liegen! Ich kann mich gerade noch beherrschen, meine Kinder nicht aus der Prozession zu ziehen und abzuhauen. Ähnlich würde mir das sehen, aber das wäre wohl eher unverzeihlich.
Die Prozession führt durch unser ganzes Dorf (Minidorf mit 120 Einwohnern), durch die engen Gassen, an der Kirche entlang, an der Cantina, dem Weinkeller, der langen alten Mauer der Villa, durch den neueren Dorfteil, vorbei am Sportplatz und wieder in die Kirche.


Dort werden die beiden Statuen vor dem Altar aufgestellt. Klein-Luca hält sogar die weitere Messe an der Seite des Pfarrers durch, der wieder an Ansehen bei mir durch seine gute Predigt gewinnt. Filippo fällt derweil in tiefen Schlaf.
Wir bringen die beiden Kleinen anschließend ins Bett und machen einen Osterspaziergang zu Zweit durch unser kleines Dorf, das immer noch von Kerzen und Fakeln und vom Vollmond beleuchtet wird.


Alle Fotos von diesem Nachtspaziergang sind hier zu sehen:
http://www.cascianaterme.info/index.php?option=com_content&view=article&id=152%3Asantermo&catid=1&Itemid=18&lang=de

Die nächsten Feiertage werden wir mit weiteren Messen, mit Lammbraten und Colombaessen (ein Hefekuchen in Form einer Friedenstaube) verbringen und natürlich kommt auch der deutsche Osterhase (hier ganz unüblich). Der bringt wiederrum die riesengroßen italienischen Schokoeier mit der Kinderüberraschung drin.


Ostereier werden wir auch anmalen. Wir haben sie gerade ganz frisch von den Hühnern aus dem Casa Mena bekommen. Das sind nämlich die einzigen Hühner die hier noch weiße Eier legen! Die werden wir morgen in die Kirche bringen. Dort werden sie gesegnet und schmecken nochmal so gut.
Und wir werden endlich Zeit haben mit den Kindern unser kleines Stückchen Erde zu bestellen und, kaum zu glauben, unsere Saison am Meer beginnen (Veranda vom Wohnwagen aufbauen, Küche einrichten etc.) Eines werde ich mit Sicherheit noch nicht machen, Anbaden! Einige, nordseegewöhnte Feriengäste haben das diese Woche doch wirklich schon getan!!!

Buona pasqua a tutti, ich wünsche allen frohe Ostern!

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