Donnerstag, 24. Mai 2012

Eccomi – da bin ich wieder

Ja, jetzt in der Hochsaison kann es immer mal zu einer kleinen Funkstille auf dem Blog kommen, es gibt einfach so viel zu tun.
Im Frühjahr und im Herbst ist die Reisezeit für größere Gruppen, die dann Lari mal kurz in eine Art Disneyland verwandeln. Aber schnell tritt wieder die gewohnte Ruhe und Beschaulichkeit ein. In dieser Woche allerdings nur kurz, denn das Kirschenfest steht vor der Tür und das geht es richtig rund in Lari.

Renata wird wieder ihre berühmten Kirschkrapfen backen...


Chiara, Martelli-Tochter aus der Nudelfabrik, ist nun rot gekleidet statt Martelligelb:


Auch das Castello wird in Kirschform gesteckt:


Und es gibt ordentlich etwas zu Futtern:


Das Kirschenfest, la sagra delle cilliege, findet jedes Jahr am letzten Maiwochenende und am 1. Juniwochenende in Lari statt. Da sind die meisten der 19 Kirschsorten, die hier wachsen, reif.
Ein Erlebnisbericht wird nach dem ersten Juniwochenende natürlich folgen.
Besonders froh macht mich, dass ein Livornese, ein Einwohner von Livorno, 1200 Kirschbäume neu gepflanzt wird. Das heißt auch dies Tradition wird weiter gelebt und gepflegt.

In dieser Woche habe ich außerdem ein neues Weingut besucht, das im wahrsten Sinne des Wortes neu ist. Mehrere Geschwister, Cousins und Cousinen haben ihr ganzes Geld zusammen gelegt, um in Großvaters Fußstapfen zu treten, der im Kleinen Weinanbau betrieb, und sich voller Leidenschaft in den Weinanbau gestürzt. Und das mit Erfolg, e questo con grande successo.
Ein mutiger Schritt in einer Zeit, in dem sich doch einige von der Landwirtschaft abwenden, weil es einfach nicht mehr viel damit zu verdienen gibt.
Laura war am Telefon so sympathisch, era così simpatica, dass ich zu einem Besuch einfach nicht Nein sagen konnte, obwohl meine Zeit im Moment wirklich rar ist. Aber da ich ausschließlich mit netten Menschen zusammenarbeite, die mit Liebe und Leidenschaft, con amore e passione, tolle Sachen herstellen, mußte ich mich in dem Falle vor Ort überzeugen, ob der 2. Aspekt so stimmig ist wie der 1..
Schon die Anfahrt ist sehr reizvoll, und wieder einmal dankte ich dem lieben Herrgott dafür, welch wunderschöne Arbeit mir doch förmlich in den Schoß gelegt wurde.


Das Weingut ist neu und sehr geschmackvoll und vor allem konnte ich mich überzeugen, mit wieviel Sorgfalt und Kenntnis vom guten Weinbau, hier Köstliches produziert wird.
Allein dieser Duft nach Wein und Eichenholz... davon kann ich gar nicht genug bekommen.

Und endlich stehe ich mal auf einem Boden auf dem die Trauben für den berühmten Vin Santo getrocknet werden. Das ist dieser süße, dem spanischen Sherry ähnliche Dessertwein, in dem man das typischste aller toskanischen Gebäcke, die trockenen und länglichen Cantuccini, tunkt. Das ist ein sehr hartes Mandelgebäck, das man nicht unbedingt versuchen sollte, ohne es vorher in Vin Santo einzuweichen, sonst kann man sich leicht die Zähne daran ausbeißen. Mittlerweile gibt es aber auch weichere Sorten davon.


Die Trauben für den Vin Santo werden auf Strohmatten (deshalb nennen ihn manche auch „Strohwein“) 3 Monate luftgetrocknet, der Zuckergehalt erhöht sich dadurch, und dann erst werden sie gekeltert. Neugierig betrachte ich die Matten und Trockenböden aus Holz, die jetzt auf ihre Benutzung im Herbst warten.


Der Strohwein ist in Deutschland schon längst verboten worden, es könnten sich ja gefährliche Bakterien bilden. Welchen Genuß man uns doch wieder per Gesetz vorenthält. Nun, so muss man halt herkommen, um Selbigen zu fröhnen.
Dann wird der süße Wein nochmals 5 Jahre in diesen wundervollen Weinkeller in Eichenfässern gelagert:


Der Vin Santo - Keller liegt etwas vom Hauptweinkeller entfernt und Laura fährt mich extra hin.
Ist das zauberhaft hier, Rosen, meine Lieblingsblumen, ranken sich am Eingang und dort steht auch noch mein Lieblingsauto!!!


So einen Weinkeller nur für die Lagerung von Vin Santo, habe ich noch nie gesehen.
Er ist, so wie Fausto`s Weinkeller in Usigliano di Lari, in Tuffstein gehauen. Der sogenannte Tuffstein, jeder der mit mir schon in Fausto`s Weinkeller war, weiß es, besteht hier aus gepresstem Meeressand. Denn vor 5 Millionen Jahren war hier, nun 40 km im Landesinneren, das Meer.
Übrigens wer sich über die zum Teil großen preislichen Unterschiede beim Vin Santo wundert (im Supermarkt ab um die 3,--, ansonsten ab 18,-- Euro aufwärts):
Der Teure wird mit dem oben beschriebenen natürlichen Verfahren hergestellt. Und wer den Aufwand kennt, bezahlt den Preis gern und erfreut sich an dem guten Tropfen. Die Süße kommt bei diesem Verfahren ausschließlich von der Stromattentrocknung und dem somit erhöhten Zuckergehalt der später fermentierten Trauben.
Bei dem „künstlichen“ Vin Santo wird Zucker erst nach der abgeschlossenen Fermentation zugesetzt.
Optimale Trinktemperatur: 12 – 16°, also lieber nicht zu kalt
Alkoholgehalt:  ab 14%
Tipp: Vin Santo zu einem Stück sahnigen Gorgonzola probieren

Oder natürlich, ganz klassisch, die berühmten toskanischen Cantuccini dazu backen:

Zutaten: 200 g ganze Mandeln/ mandorle, 120 g weiche Butter/ burro, 1 ganze unbehandelte Zitrone/ un limone, 400 g Mehl/ farina, ½ Päckchen Backpulver/ lievito bianco, 2 Päckchen Vanillezucker/ zucchero vanigliato, 3 Eier/ uova, 200 g Zucker/ zucchero
Zubereitung: Die Mandeln ohne Fett in einer Pfanne rösten. Die abgerieben Schale der Zitrone zusammen mit allen anderen Zutaten verrühren und die ganzen Mandeln unterkneten. Backbleche mit Backpapier auslegen. Darauf aus der Masse mit bemehlten Händen vier flache, circa 10 cm breite längliche Stränge formen
Backzeit 25 Minuten, Backtemperatur  175°C
Anschließend die Stränge vom Blech nehmen und mit einem Messer in diagonale Stücke schneiden. Die Stücke flach zurück auf das Blech legen und nochmals 10 Minuten backen.
Vorher natürlich am Besten vorbei kommen und den guten Vin Santo von Laura besorgen. Klar, mit meiner Bonuscard wird sie gleich noch den Weinkeller zeigen, vi fa vedere la cantina (nein, nicht die Kantine, so heißt der Weinkeller).


Und vielleicht zeigt sie Euch auch den Vin Santo - Trockenboden.
In den Monaten Oktober/ November/ Dezember ist er zu dem noch gut gefüllt. Und der Duft, il profumo, der bringt Euch sofort in eine andere Welt, vi porta subito in un` altro mondo! Und ganz besonders wenn Ihr die nächste Flasche dann zuhause aufmacht und das Haus nach frischgebackenen Cantuccini duftet...

Buona serata e sogni d`oro – einen schönen guten Abend und träumt was Süßes
Nun, ich habe gerade keine Cantuccini im Haus, aber ich werde den ersten herrlich lauen Abend mit einem Gläschen Von Santo auf der Terrasse beenden. Die Nachtigallen singen wundervoll, und ich werde nach Glühwürmchen, le luciole, Ausschau halten. Das 1. wurde doch schon letzte Woche von meinen Gästen entdeckt... Dann werde ich vermutlich wieder ins Grübeln kommen, warum die Glühwürmchen in Italien blinken, während die Deutschen immer „an“ sind. Meiner etwas nüchternen Vermutung, dass die Strom sparen weil hier die Energiekosten so hoch sind, wurde letztens eine romantischere Version entgegengesetzt, dass die Glühwürmchen zwinckern würden weil es eben kleine Italiener sind.
Ja, da kann etwas Wahres dran sein :-)...

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