Freitag, 1. November 2013

Halloween in der Toskana - Halloween in Toscana


Tja, das ist so etwas, was nicht ganz zusammen zu passen scheint, Toskana und Halloween,  und wahrlich, auch ich habe meine Schwierigkeiten damit. Scheint es doch zu sehr eine aus Amerika übergeschwappte Modewelle zu sein, die nur auf Konsum aus ist. Trotzdem können wir uns dem nicht ganz entziehen.
Die Ambivalenz zu diesem Thema scheint weite Kreise zu ziehen, unter anderem auch bei den Lehrern.
Die KInder bringen aus dem Englischunterricht selbst gebastelte Geldeinsammeltäschchen mit, zumindest interpretiere ich das so. Denn eigentlich geht es ja darum, sich einen Spaß daraus zu machen, an Haustüren zu klingen und "dolcetto o scherzetto" zu rufen, mit anderen Worten "Süßigkeiten raus oder es gibt ein Späßchen". Aber das Papiertäschchen ist eindeutig zu klein für Süßigkeiten. Liegt die Vermutung nahe, dass klingendes Bares vorgezogen wird....



Andererseits mahnt die Klassenlehrerin meines Zweitklässlers die Kinder heute vor dem Nachhausegehen, doch nur das "tutti santi" Fest/ das Allerheiligenfest zu feiern und sich jedem heidnischen anderen Zeugs zu verweigern.  Die gleiche Nachricht bringt mein Drittklässler, klar,  aus dem Religionsunterricht mit.
Hm, da vergeht mir doch glatt die Lust am Kürbisschnitzen. Dabei habe ich doch gerade 2 Prachtexemplare bei Mariella im Gemüseladen in LARI erstanden.


Mir sind die ganzen Diskussionen, die schon seit Tagen kursieren, ziemlich Wurscht, ein bisschen Spaß muss sein. Aber, um ehrlich zu sein, nur ein bisschen, auch bei mir.
Zu meinen Lieblingsfesten zählt Halloween ganz bestimmt nicht. Schon am Morgen vergeht mir der Appetit als ich in der Bar in die leckerste Schiacchiata der Welt beise, und mein Blick auf ein abgehaktes blutiges Bein fällt.  Natürlich nur aus Plastik/ certo, solo di pastica...
Und zum Fest in Lorenzana, unserem Nachbardorf werde ich auch nicht wieder gehen, obwohl es irgendwie nett gemacht ist. Aber mein Kleiner und ich sind echte Sensibelchen und irgendwie können wir uns dem Gruseln vor den ganzen Skeletten, die aus der Erde im Friedhof schauen, und anderen Schauerlichkeiten nicht entziehen. Natürlich sind die unecht, certo, sono finti.... Aber unser Ekel und Widerwillen gegen solche Sachen sind echt. Und wie! Der Mann mit der heulenden Motorsäge, klar ohne Kette/ certo senza catena, sieht noch wiederwärtiger aus und nein, das werden wir uns dieses Jahr nicht wieder antun, obwohl Lorenzana ein sehr netter Ort ist, es viele kulinarische Leckereien bei so einem Fest gibt, die Menschen fröhlich herum ziehen und die vielen Kerzen in dieser dunklen aber noch so warmen Sommernacht (hätte ich beinahe geschrieben, aber es ist wirklich fast so warm wie im Sommer...) fast romantisch aussehen.
Dafür schnitzen wir die 2 Kürbisse/ 2 zucche (Einzahl zucca, sprich Zucka/ Plural zucche, sprich zucke) selbst.

Einen für die Kinder, der kommt in den Garten. Nach reiflicher Überlegung stelle ich ihn nicht in den Hofeingang zur Straße, denn wir sind ein sehr katholisches Dorf. Ich schaue mal kurz um die Ecken, mache einen kleinen Rundgang durchs Dorf, was bei 100 Einwohnern/ 100 anime/ Seelen (bei so einem kleinen Dorf spricht man nicht mehr von Einwohnern sondern von Seelen...) schnell erledigt ist... nein, kein Halloweenschmuck, nirgendwo... wir sind eben ein SEHR katholisches Dorf...

Deshalb kommt der Kürbis eben nur in den Garten und grinst sich fröhlich eins in die Dunkelheit. Ach einen Kollegen finde ich bei einem weiteren Rundgang doch noch bei unseren römischen Nachbarn, die in unserem Dorf ihre Ferien verbringen, nicht handgeschnitzt, aber immerhin...

 
Den 2. macht Felix, unser 16-jähriger. Er gibt heute eine Party, die Mama natürlich schon fein vorbereitet hat, die Deko dazu schnitzt er und er hat offensichtlich seinen Spaß daran...

Und ich... ich habe genügend Material für meine leckere Kürbissuppe. Ganz toskanisch ist sie nicht, denn es kommen neben den Kürbissen, Kartoffeln, deutscher Schmand (gibts mittlerweile fast überall in toskanischen Supermärkten und ohne ihn wäre das Leben hier nicht vorstellbar ;-)), und Kürbisöl aus der Steiermark. Dazu ein Blättchen Basilikum, eben noch frisch aus dem Garten gezupft und fertig ist meine deutsch toskanische Kürbiscremesuppe, la minestra di zucca. Che bonta`! So etwas Gutes!


Und so verbringen wir eine eher ruhige Halloweennacht und geben den darauffolgenden Tagen mehr Wichtigkeit, Allerheiligen/ tutti santi immer am 1. November und i morti (commemoriazione dei defunti/ Erinnerung an die Verstorbenen) jeden 2. November...
Und wie die gefeiert werden, ja, das steht ja ganz ausführlich in meinem Buch....

Achja, und heute, nach einem ausgiebigen Frühstück im Garten bei herrlichster Sonne und der heiligen Messe, werden wir unseren Gemüsegarten für den Winter anlegen. Ja, so etwas geht in der Toskana. Für uns ist es der 1. Versuch auf unserem 20 qm Stückchen Acker, das wir seit einem Jahr am Dorfeingang haben. Übrigens unterscheidet man hier zwischen “giardino”/ Garten, damit meint man einen Ziergarten mit Blumen und “orto” dem Gemüsegarten.


 Und wir haben schon alles dafür bereit:


cavolo nero/ schwarzer Kohl – schmeckt sehr lecker auf Crostini
cavolo broccolo oder auch broccoli
cavolo bianco/ Weißkohl
carciofi/ Artischoken
cipolle/ Zwiebeln
aglio/ Knoblauch
und verschiedene Sorten insalata/ Salat

Im nächsten Blog gibt es den Weinkurs Teil 2 und natürlich hat die Olivenernte in der Toskana/ la raccolta delle olive in Toscana  begonnen, eine wahre Freude bei diesem herrlichen Wetter.

Ich wünsche euch fröhlich bunte Herbsttage,
eure Kristina

Na, bei uns ist der Herbst noch nicht so bunt...


... deshalb noch ein schönes frohes Blumenbild...

 

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