Nachts
um 2, la notte alle due, ich
saß noch brav über meinem Buch am Computer, erhielt ich von Maria Giovanna die Nachricht,
dass die Probe verschoben sei, mit folgendem ausssagekräftigen sms: „Bring mich
nicht um, aber die Probe findet erst am Sonntag, la domenica statt, wir haben einen anderen wichtigen Termin
vergessen, ich habe besondere Eier gefunden, morgen schicke ich Dir den Link,
und ich habe auch Schwarzbrot, im Holzofen gebacken, gefunden. Ich garantiere
Dir, dass alles bestens laufen wird.“ Ein Link zu besonderen Eiern, das klingt
vielversprechend auch wenn ich mir nachts um 2 keinen Reim mehr darauf machen
konnte, was das mit der Theaterprobe zu tun haben könnte. Künstler eben...
Nun
dann, allora poi, hatte ich also
plötzlich einen
freien Samstagvormittag, un sabato mattina libero, den ich damit verbrachte mit Ilse am Telefon
herauszuklamüsern (schreibt man das so?) welche Stellen in meinem Buch zu
persönlich sind und gestrichen werden müssen und welche wieder rein müssen
obwohl ich sie schon gestrichen hatte und was noch ganz neu hinzu kommen
müsste. Es bleibt ein Buch für aufgeschlossene Frauen und gern auch für sehr
aufgeschlossene Männer.
Anschließend,
poi dopo, habe ich mein Kind unter den Pizzaholzofen gesteckt,
ja richtig, unter den Ofen und nicht in den Ofen.
Da liegt nämlich unser
Holzvorrat, der Kleine paßt prima unter das Terrakottagewölbe und reicht mir das Feuerholz heraus. Ich beschloß, wohl zum letzten Mal in diesem Frühling, l`ultima volta in
questa primavera, den schönen Holzofen
im Haus anzuzünden. Der Wetterbericht verheißt Wärme und so verabschieden wir uns auch
etwas wehmütig von den Abenden am Kamin.
Am
Nachmittag, il pomeriggio, fuhr
ich ins Weingut, um meine neuen Gäste zu begrüßen, ein nettes Paar und eine
12-köpfige Männergruppe, die hier in der Gegend um die 100 – 150 km jeden Tag
durch die toskanischen Hügel radelt. Hui, erst waren sie sehr zugeknöpft, doch
dann versprachen die nächsten Treffen, klar mit Nudelfabrikbesichtigung und
Pastadegustation, viel Spaß.
Und nun sitze ich schon
wieder einige
Stunden, alcune ore, und schreibe und
schreibe, aber juchhu, jetzt ist das Buch fertig und ich habe es mit unbändiger
Freude und Genugtuung zugeklappt, sprich das Dokument geschlossen. Jetzt ist es
perfekt, morgen geht es an den Verlag. Damit schließe ich auch nochmal ein
Lebenskapitel ab. Das nächste sollte weniger aufregend werden und doch wird es
immer noch jede Menge zu erzählen geben.
Und
gerade, appena adesso, erhielt ich die
Nachricht von der Theaternachteule Maria Giovanna, die auch noch am Computer
sitzt, dass die Theaterprobe soeben zu Ende sei, weil man sie vorziehen musste,
weil eine andere Probe geplatzt ist, weil ein Schauspieler ganz plötzlich weg
musste, und weil weil weil.
Künstler eben, und nicht
nur Künstler, italienische Künstler! Da fällt mir wieder der Satz von Jo, einer
meiner besten Freundinnen hier ein, den ich so gern zittiere: „Eigentlich
funktioniert hier nie etwas, aber am Ende klappt doch immer alles.“
In
dem Sinne, in questo senso:
Buona
notte e a domani o a dopodomani – gute Nacht und bis morgen oder bis übermorgen
Ach so, und die Eier,
die so besonders sind die stammen von diesem Spaßvogel, der sie in Usigliano
mit durchaus ernstem Hintergrund, ganz
in der Nähe von Faustos Weingut für minimum 1,-- pro Ei „herstellt“: PaoloParisi. Er produziert für die besten
Restaurants, nicht nur in Italien, und nicht nur Eier. Was er da auf seiner
Site mit dem Apfel und dem Schwein „maiale cinta senese“ anstellt, darauf mache
ich mir um
diese Uhrzeit, a quest`ora allerdings wieder
keinen Reim mehr...
Und
heute wieder einige blau unterlegte Vokabeln im Text, heute sui tempi, zu den
Zeiten...
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