Samstag, 28. April 2012

Il teatro di Lari – das Theater in Lari

Das war eine anstrengende Woche, una settimana faticosa. Ich hatte 4 Gruppen auf Rundreisen in der Toskana.
Eine Gruppe, un gruppo,  davon war eine Fahrradgruppe aus Österreich. Sie waren bei Fausto im Weingut untergebracht und jeden Tag fuhren sie bis zu 150 km in unserer wunderschönen Gegend.
Ja, die Toskana eignet sich fantastisch zum Radfahren, Mountainbiking, Rennfahren, die Hügel hoch, die Hügel runter und wieder hoch und wieder runter.
Einzige Vorraussetzung, man sollte etwas sportlicher sein als ich.
Es ist etwas peinlich, é un po`vergognoso,  aber ich werde den Mut aufbringen, von meinem ersten und einzigen Fahrradfahrerlebnis in den Hügeln der Toskana zu berichten.
Ich nahm also mein Rad, la mia bici, setzte meinen damals 1-jährigen Sohn Felix darauf, fuhr circa 1 km (oder soll ich lieber sagen, ich ließ mich herunter rollen) ins Dorf hinab. Dort stellte ich mein Fahrrad ab, holte mein Auto, lud das Rad ein und fuhr es und uns wieder nach Hause.

Nun esse ich auch schon seit 13 Jahren die „Pasta Martelli“ von der Radweltmeister Maria Cipolini in einem Zeitungsartikel behauptet hat: „Mein Geheimnis ist die Pasta Martelli.“ Aber genutzt hat mir das auch nichts, ich kann immer noch nicht Rad fahren hier. Naja, man weiß ja auch, dass Mario Cipolini noch ein anderes Geheimnis hatte.
Also wollte ich mir doch so ein hübsches Rad mit Elektromotörchen anschaffen. Gar zu schön muss es sein, hier in den toskanischen Hügeln, nelle colline toscane zwischen Zypressen, Olivenhainen und Weinbergen mit wehenden Haaren und der Sonne im Gesicht Rad zu fahren,  aber das hat mir mein inzwischen fast 15-jähriger Sohn Felix verboten. Das wäre ja einfach zu peinlich! Naja, das stimmt wohl. Man stelle sich vor, bei all den schmucken Radrennfahrern hier auf der Straße und ich mit Fahrradtöfftöff dazwischen.
Am Meer, al mare, da wo wir immer den Sommer verbingen, da fahre ich aber schon mal stolze 2 km, immer in der Ebene entlang versteht sich und mit Einkaufskörchen am Lenker.

Neben einem tollen Schwarzbrot aus Österreich haben mir die Fahrradfahrer noch einen netten Witz dagelassen. Liebe Männer haut mich jetzt nicht, den Witz hat mir ein Mann erzählt, stammt nicht von mir. Ist auch ganz kurz:
Männer sind doch Multitasker. Sie können Fußball, il calcio, schauen und gleichzeitig ihrer Frau sagen, dass sie leise sein sollen. Ist doch echt gut, oder?

Ach ja, und einer von der Gruppe war Polizist bei der österreichischen Gesundheitsbehörde. Kommentar zur Nudelfabrik: „Sofort schließen“!
Ja, undenkbar, dass man bei uns ohne Haarschutz und Pantoffeln in eine Lebensmittelproduktion hinein laufen darf.  Dass Pasta in Holzkisten gelagert wird und dass es jahrhunderte alte Türen aus Holz gibt.
Aber das ist doch gerade das Schöne!

Aber eigentlich wollte ich doch von der tollen Theateraufführung erzählen.


Eine andere Gruppe von einer Bank, die mit ihren Kunden einen Ausflug machte (ich muss doch auch mal bei meiner Bank nachfragen) war also diese Woche Versuchskaninchen für das neue Theaterprojekt für ausländische Gäste in Lari.
Das habe ich ihnen zunächst erstmal angekündigt, denn da ich nun keine Probe mitgemacht hatte, wußte ich selbst nicht was auf uns zu kommt. Und ich kann nur sagen, es war sehr lustig.
Erste Szene: Ein Paar geht ins Restaurant und streitet sich so richtig schön. Ihr paßt der Platz nicht und sie setzt sich dauernd um, bei der Essenswahl spielt sie ganz verrückt. Er ist abgelenkt, lui é distratto, fängt an Gitarre zu spielen und zu singen, seine Frau ist ihm dabei ziemlich Wurscht. Ab und zu besinnt er sich aber, weil er Hunger hat und sie versuchen, sich beim Essen zu einigen.
Am Ende droht sie ihm, ihn zu verlassen, was ihn eigenartigerweise gar nicht so sehr erbost.


Hm, echt lustig. Warum ist das nur zuhause nicht auch so lustig? Naja, immerhin bin ich ja mit meinem Mann immer noch zusammen.
Und die Chefs von der Bank waren auch viel lustiger als „mein“ Emiliano von der Cassa di Risparmio di Volterra.
Danke Günther, Ihr wart echt klasse!!!

Der Abend ging mit viel Musik und bekannten Liedern, wie „o sole mio“ und „volare“ zu Ende.
Besonderer Dank gilt aber Nonna Enza, der achzigjährigen Oma von der Theatergruppe, die mit ihren 3 Kindern (alle um die 45- 60 Jahre alt) so charmant das Publikum zum Mitsingen und Mitlachen animiert hat.


Der jüngste Sohn, Loris, Mitte 30, ist der Theaterdirektor und Regisseur des Stücks.
Alle 4 „Kinder“ wurden auf der Wanderschaft, auf der sich die Theatergruppe durch ganz Italien befand, in jeweils verschiedenen Orten geboren. Vor circa 30 Jahren hat sich die Familie dann in Lari fest nieder gelassen.
Enza, die so schwer als 12-jähriges Mädchen von den Nazis mißhandelt wurde und ihren Vater durch sie verlor, spielte Theater für Deutsche! Das war für mich, die ich ihre Geschichte so gut kenne, sehr bewegend.
Die ganze Gruppe ist einfach fantastisch. Es ist purer Spaß, mit ihnen zu arbeiten.
Maria Giovanna und Alice, ebenfalls Schauspielerinnen (und Multitaskerinnen)  bereiteten ein gigantisches Buffet vor.


Carlo, der die ganze Gruppe schon mittags aus der „Busklemme“ in Cevoli befreit hatte (Die Busfahrer fahren nie nach meiner Wegbschreibung sondern immer mit dem Navi und bleiben bei unseren engen Straßen natürlich immer promt irgendwo stecken. Männer sach in nur... wenn sie nur ab und zu, ab und zu sach ich, auf die Frauen hören würden!), spielte wunderbar Gitarre.


Und endlich, endlich durfte ich sie auch probieren: Die teuersten Eier Italiens von Paolo Parisi. Die waren nämlich im Theater auch im Verkauf. Und Nonna Enza hat ihre berühmten polpettine samt Rezept dazu begesteuert.

Kurzum, ein unvergesslicher, fantastischer Abend!
Una serata indimenticabile!

In blau wieder die Wörter zum Italienisch lernen. Obwohl... heute soll ja der Sommer in Deutschland ausgebrochen sein und die meisten werden wohl draussen die Biergärten und Restaurants bevölkern... Gegönnt sei es Euch! Und falls Ihr beim Italiener seid: Buon appetito!


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