Und natürlich geht die normale Arbeit weiter, es kommen
Anfragen und Reservierungen.
Am
Morgen, la mattina, fahre ich zu Fausto aufs Weingut. Er hat die
Fassade neu gestrichen und wieder ganz neue Ideen. Neue Apartments und Zimmer (für
die „Insider“, sie befinden sich auf der anderen Seite vom Hof vor der Küche
bzw. dem „Casa del Fattore“) sind in der Planung und er wird einen Spazierweg nach Lari anlegen.
Erstmal gibt es natürlich einen Cappuccino aus der gigantischen Kaffeemaschine, la
macchina da caffè.
Dann mache ich Fotos vom neuen Apartment, das direkt
neben dem Olivenölkeller,
il Coppaio, liegt. Den ganzen Sommer über ist es schon ausgebucht.
Es ist ein traumhaftes Wetter heute. Da muß ich einfach
Fotos machen: Saftiggrüne Wiesen, bunte Blumen, strahlend blauer Himmel und
Sonne.
Es ist wieder kühler geworden und wir haben wahrhaftig
gestern die Heizung wieder angestellt. Ab und zu regnet es heftig, sicher zum
Ärger meiner Feriengäste, aber wir freuen uns. Es war viel zu trocken und zu
heiß für die Jahreszeit.
Anschließend fahre ich nach Lari, um weitere Fotos zu
machen und mit den Larigiani über die „Bonuscard“ für meine Gäste zu reden. Alle würden sich
freuen, wenn noch mehr Gäste in die Geschäfte und Restaurants kommen würden.
Hier ist dicke Krise und Lari hat so wunderbare Angebote. Also warum nicht
Preisnachlässe in den Restaurants, beim Friseur, im Klamottenladen von Miriam
oder im Schmuckladen von Giovanni gewähren? Die Metzger und die Likörfabrik
bieten kleine Degustationen an, die Restaurant einen Caffé oder Likör extra.
Demnächst kommen aber auch die ersten großen Gruppen in
die Nudelfabrik und auch diese müssen gut vorbereitet werden.
Ich nutze den Rundgang, um für meine Bonuscard zu werben
und um mich gleichzeitig mit den Larigiani zu unterhalten. Was meinen sie zum
Tourismu in Lari? Die meisten freuen sich aufrichtig darüber aber bei Einigen
schlägt die Stimmung auch langsam um. Manchmal werden die Parkplätze knapp und
die Gemeinde sorgt sich nicht darum, Neue zu schaffen. Ab und zu walzen große Gruppen, die mit Kreuzfahrtschiffen nach Livorno oder über
Billigreiseanbieter kommen, durch das kleine Dorf, machen eine Stipvisite,
kaufen Pasta und sind wieder weg. Diese Gruppen sind nicht gern gesehen und ich
tue gut daran, mich davon zu distanzieren. Und doch fühle ich mich auch dafür
verantwortlich. Seit 13 Jahren fördere ich mit Leib und Seele den Tourismus in
Lari. Ich kann einfach nicht anders, so verliebt bin ich in das kleine Dorf und
seine Menschen. Selbst wenn ich wollte könnte ich nicht damit aufhören. Meine Führungen
sind einzigartig und ich tue alles dafür, dass sich meine Gäste hier wohl und
gut aufgehoben fühlen, dass sie Lari lieben lernen und wieder kommen. Der WDR
war da, VOX, der MDR. Ich habe für Artikel in Zeitungen und Büchern gesorgt. Klar,
dass ich damit nicht nur meine Lieblingsindividualtouristen angezogen habe, die
kulturell und kulinarisch interessiert sind.
Ja, und ich mache so viel Werbung für Lari, dass ich nun
auch massenhaft kopiert werde, kopiert werde von Agenturen die Lari und die
Nudelfabrik nur für ihre kommerziellen Ziele nutzen. Und dennoch, heißen wir
auch sie willkommen. Denn auch sie tragen auf ihre Art dazu bei, dass es Lari
gut geht. Und im Moment kommen sie zum Glück hauptsächlich in der Nebensaison.
Vor 13 Jahren war Lari ein Dorf, das vom Niedergang
gezeichnet war, heute blüht es wieder. Michela, eine junge Frau hat die Bar von
Giuseppina übernommen und komplett ausgebaut. Ein Eiscafé ist geplant, eine
Autowerkstatt wird demnächst eröffnet. Ich freue mich über jeden der hier den
Mut hat, hier etwas Neues aufzubauen. Genau das war immer meine Vision, ein
blühendes Dorf.
Von Lari sieht man nur einen Teil, der andere liegt unter
der Erde: Unzählige Gewölbekeller und unterirdische Gänge die nur darauf
warten, erschlossen zu werden. Der Metzger Ceccotti baut gerade einen davon
aus. Im nächsten Jahr werden wir dort kleine Degustationen durch führen können,
die Schinken werden im Gewölbe hängen und es wird nach Salami und Finocchiona
duften. Und dann gehen wir Eis probieren J. Wer jetzt meint, das Ganze ist nur entstanden weil
ich so verfressen bin, der könnte durchaus Recht haben.
Mein Rundgang führt mich in die Bar zu Michela, zu Massimo
der nebenan Testarolo verkauft (ein runder Pastateig den schon die alten Römer
kannten) und Lardo di Colonnata (ein fantastischer Bauchspeck der monatelang
mit Gewürzen in weißen Carraramarmorwannen reift), die Miriam, die italienische
Mode anbietet, zu Massimo, dem Herrenfriseur und zu Giovanni der seinen Schmuckladen
an der Ecke der Piazza demnächst neugestaltet und mir seine neue
Schmuckkollektion zeigt. Borgunto heißt sie und kommt aus Arrezzo, gefällt mir ausgesprochen gut.
Alle sind auf jeden Fall angetan von der Idee meiner
Bonuscard.
Um ein Haar vergesse ich noch, dass Filippo ja mit dem Schulbus, mit dem pulmino, nach Hause kommt und abgeholt werden muss.
So
schönes Wetter! Che tempo bellissimo! Schnell noch einen Schlenker nach
Casciana Alta machen, da noch ein Foto, dort noch ein Foto, ich kann mich nicht
satt sehen.
Der nachmittag vergeht mit Schreiben und Packen. Morgen
geht es in die Nähe von Rom zu einem Trainingswochenende von Agel. Sie stellen
hochwertige natürliche Nahrungsergänzungsmittel her, Riccardo baut sich da
gerade ein Team auf, und es wird hochinteressant.
Tanti
saluti e buona serata, viele Grüße und einen schönen Abend!
Auch ich habe seinerzeit den Bericht im WDR gesehen und auch mich hat Lari verzaubert. Leider komme ich nicht so oft, wie ich es gerne wollte, aber ich mache auch fleissig Werbung und nun ist ein befreundetes Pärchen nach Lari unterwegs, um Italien, die Toscana, das Meer, die Menschen und das Essen zu entdecken.
AntwortenLöschenDu vermittelst sanften Tourismus und ist etwas völlig anderes, als die Pauschaltouristen. Du bist nachhaltig und auch ich werde wohl nächstes Jahr auch wieder kommen können.