Als Abschluß unseres vorläufigen Landlebens, ganz als
wäre es für uns gemacht, gibt es noch ein Dorffest „Sant`Ermo in fiore“, das
Blumenfest.
An den Vorbereitungen werden wir nicht beteiligt. Man hat
sich wohl nach 7 Jahren immer noch nicht daran gewöhnt, dass es uns hier gibt. Im
letzten Jahr haben wir unseren jahrhundertealten toskanischen Pizzaofen angefeuert
und damit um die 150 schiacciate, dünnes Pizzabrot, gebacken. Gutes Olivenöl darauf,
etwas Salz und noch warm wurde es als Antipasto/ Vorspeise von unseren Kindern auf
der Piazza serviert.
In diesem Jahr reisen unsere ersten Feriengäste an. Sie
haben die untere Etage unseres Hauses gemietet und so trauen wir uns nicht, ihnen
die frischgeputzte Küche mit Teigbällchen und Mehl zu bestäuben.
So sind wir also in diesem Jahr nur Zuschauer und Esser
bei dem sehr schönen Fest. Überall im Dorf stehen selbstgebastelte
Vogelscheuchen. „Weil die das Gute beschützen“ sagt Monica, und wir das hier in
diesem Dorf auch machen möchten. Das klingt und ist wundervoll.
Zunächst gibt es einen Aperitiv/ aperitivo mit Blick
auf einen goldgelben
Sonnenuntergang/ un tramonto dorato über dem Meer. Der Bürgermeister aus
Casciana Terme, zu deren Gemeinde wir gehören, spricht. Wir sind das Dorf, das
das Pilotprojekt der Toskana in Sachen Umwelt ist, man höre und staune. Eine „isola ecologica“/
eine ökologische Insel (sprich Müllplatz, wie schön das doch immer auf Italienisch
klingt!) wurde eingerichtet. Da bringen alle Leute ihren Müll hin und trennen
ihn fein. Hausmülltonnen gibt es hier nicht, zum Glück, denn sie würden wohl
eher nicht ins mittelalterliche Dorfbild passen.
Dafür ist es recht mühsam, immer den Müll wegzubringen,
denn der Weg geht steil berab bzw. berauf.
Und dann gibt es plötzlich eine Urkunde für Müllreduktion
und Steuerersparnis. Alle die, die eine Biotonne (da kommen alle Haus- und
Gartenabfälle rein) haben bekommen ein Diploma di merito – ein Verdienstdiplom. Das
sieht witzigerweise genauso aus wie unsere Hochzeitsurkunde. Das stellt auch
unser 7-Jähriger Filippo sofort fest. Erstaunt betrachte ich die Urkunde, bin
ich doch eine Deutsche, die seit Jahrzenhnten an die ostdeutsche Speckitonne
und ihre Nachfolger gewöhnt ist. Na fein, wir freuen uns.
Anschließend wird auf der Piazza vor der Kirche getafelt,
ein komplettes italienisches Menü wird aufgetisch: Antipasti/ Vorspeisen, due primi/zwei 1.
Gänge (das sind immer Nudeln oder Reis), un secondo/ ein 2. Gang (Fleisch-
oder Fischgang) und i dolci/ die Nachspeisen, in unserem Falle selbstgebackene Kuchen von
den Frauen aus dem Dorf. Dazu gibt es natürlich Wein aus der Cantina/ Weingut
(keine Kantine) Volpi, wobei es sich hier um eine Weinkelterei handelt.
Schlicht und schön sind diese Dorffeste. Es versammeln
sich jung und alt, Nachbarn und ehemalige Dorfbewohner, unser lieber Pfarrer
Don Bruno, die norwegischen Nachbarn und es wird viel geredet, gelacht,
gegessen und getrunken.
Doch dann hielt uns nichts mehr: Via al mare, ab ans
Meer!
Der Campingplatz, auf dem unser Wohnwagen steht, liegt
circa 60 km von unserem Haus entfernt. Und da wohnen wir nun also, mehr oder
weniger, die nächsten Monate. Die Kinder bleiben die ganze Zeit dort (was soll
man sonst in den 3,5 Monaten ferien mit ihnen machen?) und wir Eltern wechseln
uns ab. Jetzt bin ich z.B. gerade zuhause weil ich morgen, wie immer dienstags,
natürlich Gästetreffen und Nudelfabrikbesichtigung habe. Morgen fährt Riccardo
wieder in die Hügel zur Arbeit.
Bin ich mal gespannt ob ich vom Campingplatz aus auch
meine Blogs schreiben kann. Dort rauscht zwar herrlich das Meer in meinem Ohre
aber dafür ist die Internetverbindung schlecht, bricht ganz zusammen oder will
keine emails abschicken und der Laptop beliebt auch zwischendurch laufend auszugehen.
Aber ich will mich mal nicht beschweren, wer kann schon mit Meeresrauschen im
Pinienwald arbeiten, sich Sonnen oder in die Fluten stürzen.
Allora a presto, bis bald wieder, al mare, am Meer.
Herzlichst,
Kristina
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