Gerade noch hüpften wir in den Wellen herum und lebten in den Tag hinein, jetzt heißt es früh aufstehen und ein durch die Schule geregelter Tagesablauf.
Nun hatte auch
unser Jüngster Schulanfang. Dieser läuft hier ganz unspektakulär ab. Man bringt
die Kleinen einfach in die Schule/ la scuola in ihre Klasse/ la
classe, die Lehrerin
erzählt kurz die wichtigsten Sachen und nach ein paar Minuten
geht man wieder. Mittags um halb 1 bringt sie der kleine gelbe pullmino/
Schulbus nach Hause. Bei mir gehören zumindest ein schön gedeckter
Frühstückstisch, viele Fotos und extra aus Deutschland bei Oma bestellte
Zuckertüten dazu. Luca bekommt eine ganz Große und ist natürlich ungeheuer
aufgeregt, und die Anderen Kleinere.
Die Kinder werden
schick angezogen und bekommen ihre Schulschürze. Unsere Schürzen sind im
Kindergarten rosa für die Mädchen und hellblau für die Jungs und nun blau für
alle Kinder. In anderen Schulen haben sie schwarze oder weiße Schürzen.
Diesmal habe ich
immerhin schon eine Woche vorher gewußt, wann die Schule genau anfängt, am 10.
September. Ungewöhnlich früh, man hat uns eine Woche geklaut. Begründung:
Schneeangst! Ja, ist schon ein bisschen komisch bei 28°, die wir hier immer
noch haben, an Schnee zu denken, aber die Gemeinde ist weise und
vorrausschauend. Hat es doch in diesem Jahr im Februar eine Woche geschneit und
da ging dann, wie üblich, nichts mehr und schon gleich gar nicht der
Schulbetrieb. Eine Woche extra weiße Winterferien. Ein Blick aus dem Fenster
auf die Schneeflöckchen, die leise vom Himmel taumeln reichte um zu wissen,
jetzt ist lustiges Leben angesagt. Tage vorher deckt man sich schon mal, dank
zuverlässiger Wettervorhersage, mit Lebensmitteln, Feuerholz und Schneeketten ein, man kann ja nicht wissen
wie lange das Chaos/ casino andauert. Ganze 24 Stunden Stromausfall und 8 Stunden
ohne Wasser, Zufahrtsstraßen unpassierbar, pures Abenteuer. Nun dieses Jahr also ein früher Schulbeginn,
damit die Kleinen auch etwas lernen und nicht nur Ferien haben (3 Monate im
Sommer, Oster – und Weihnachtsferien und die unzähligen ponti/ Brückentage sind
schon reichlich bemessen).
Falls Ihr Euch
jetzt die Frage stellt wie oft es denn hier schneit... mehr als selten. Bis vor
2 Jahren kannten meine Kinder Schnee/ la neve nur vom Besuch in den Alpi apuani, den
nahegelegenen Bergen, oder aus Deutschland.
Bezeichnend zum
Thema Schulanfang war die Szene vor ein paar Jahren, als ich die Lehrerin von
Felix freitags im Supermarkt traf und sie fragte ob denn nun am Montag die
Schule wieder anfing. „Credo di sì, ich glaube ja“ war die Antwort, die
eben doch einen Restzweifel bei mir hinterließ. Aber spätestens am Sonntag würde sich dieser
auflösen, mindestens einen Tag vorher spricht sich dann doch der genaue
Schulanfang herum, und darauf vertraute ich. Ist sowieso egal, denn man weiß ja
hier auch, dass dier ersten 2 – 3 Wochen sowieso ein ziemliches Chaos/ casino
ist. „Che casino! Was für ein Chaos!“ ist übrigens einer der gebräuchlichsten Ausrufe eines
Italieners und auch ich benutze ihn zwischen 50 – 100 Mal pro Tag.
Nun, man könnte
ja meinen, die 3 Monate Ferien hätten gereicht, um den Schulbeginn von seiten
der Schule aus bestens zu organisieren. Doch weit gefehlt, wir sind ja in
Italien. Mindestens 2 Wochen lang gibt es noch keine Mensa, die muss nämlich
erst ausgeschrieben werden, und so ist die Schule eben schon um 12 aus. Nun,
sonst würde sie bis um 1 gehen und dienstags bis um 4, das macht also auch keinen
großen Unterschied.
Ja, in Italien
hat man ja gerade die Ganztagsschule abgeschafft und so habe ich plötzlich alle
3 Kinder um 12 oder 1 zuhause. Dann heißt es Mittagessen/ il pranzo, bzw.
erst fein kochen, dann Siesta und danach Hausaufgaben machen. Gegen 4 folgt die
Merenda/
Kaffeepause und abends per la cena/ für das Abendessen wieder ausgiebig
kochen. Das geht schon einige Zeit ins toskanische Land.
Für Mütter die
nicht so eine flexible Arbeitszeit haben wie ich, ist ein Leben mit Kindern
fast nicht mehr vereinbar. Seit der Euroumstellung müssen fast alle Frauen arbeiten
gehen, statt sich wie früher um Haushalt, Kinder, Haus, Hof und um die
älteren Menschen zu kümmern. Das erklärt auch warum Italien nun das
kinderärmste Land Europa`s ist, ein Land in dem bambini/ Kinder immer so
reichlich vorhanden und so gern gesehen waren!Besonders sorge ich mich um die
vielen kleinen Familienbetriebe, die meiner Meinung nach die Wirtschaftsmacht
Nr. 1 in Italien sind, wie unsere Nudelfabrik Martelli, die Metzgerei oderMichela mit ihrer Bar/ Café. Aber, ein Hoffnungsschimmer zeichnet sich am Horizont
ab: Berlusconi will zurück kommen und er wird sicher diese Probleme sofort
lösen ;-).
Ach, und das 1.,
das die Kinder aus der Schule mitgebracht haben war natürlich das berümte
Zettelchen mit einem weiteren wichtigen italienischen Wort darauf „sciopero“
(sprich schopero)/ Streik. Ein beliebtes „Spiel“ schon zu Berlusconi`s Zeiten,
das nun offensichtlich fleissig weiter geht. Montags fängt die Schule an und
freitags wird schon gestreikt. Ja, freitags oder montags, warum auch immer (?),
sind die beliebtesten Streiktage. Nur einmal habe ich mich sehr gewundert, der
Streik wurde für Dienstag angesetzt. Dienstag, hm, echt komisch. Aber ich
brauchte, mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet, nicht lange
nachzudenken, es war der letzte Tag vom Karneval und noch dazu Frauentag. Na
dann hellau.
Immerhin wird
vorher mitgeteilt wer denn streiken könnte. „Könnte“ deshalb weil der sciopero
zwar ausgerufen wird aber wer denn da nun mitmacht, das weiß man vorher nie so
genau. Im Schulbereich haben wir immerhin zur Auswahl die Lehrer, das in
italienischen Schulen sehr zahlreiche Aufsichtspersonal, und die Schulbusfahrer.
Früh muss man dann die Kinder in die Schule bringen und dann hört man ob sie da
bleiben können oder man muss sich halt wieder mitnehmen. Was mich früher fast
in den Wahnsinn getrieben hat, sehe ich nach nun mehr 13 Jahren doch schon mit
recht italienischer Gelassenheit. Nehmmer se halt wieder mit und spielen schön
zuhause.
Ab nächster Woche
dürfte dann der Schulbetrieb endlich wieder nach 3,5 Monaten ganz normal
laufen.
Und wenn dann
unsere Emma, unsere Austauschschülerin für 3 Monate aus Dänemark, noch das
komplizierte Busnetz in Pontedera verstanden hat, und ihren Weg wieder zurück
nach Hause findet, dann dürfte hier wieder so etwas wie Routine einkehren und
ich freue mich auf einen wunderschönen Herbst.
Morgen geht es
erstmal wieder, ganz klar, al mare/ ans Meer. Und wieder ganz ungeregelt die
Seele baumeln lassen und bloß nicht an die Schule denken....
Allora, buon mare!/ Na dann, viel Spaß am Meer!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen