Und außerdem betrachte ich gern das bunte Treiben: Da
gibt es Sonnenbrillen/ occhiali da sole, Hüte/ cappelli, Taschen/ borse,
Strandtücher/ asciugamani, Schmuck/ gioielli, Klamotten/ vestiti, Bikinis/
costumi, Armbänder/ braccialetti, „Markenkleidung“/ moda contraffata, Handyhüllen/
guaine per cellulari, Turnschuhe/ scarpe da tennis, Windräder/ girandole,
Seifenblasen/ bolle di sapone, Spritzpistolen/ pistole d`acqua, Strandspielzeug/
giocattoli da spiaggia, Bücher, Tattoos/ tatuaggi, Haareflechterinnen/
acconciatrici, Masseurinnen/ massaggiatrici, Bomboloni-, Eis- und Kokosnussverkäufer/ venditori di bomboloni,
gelati e noci di coco. Ich finde das ganz nett, eigentlich wie im
Schlaraffenland/ il paese della cuccagna.
Es gibt Händler, die schon seit über 20 Jahren hier sind.
Man kennt sie, sie verkaufen gute Sachen („echte“ Markenware natürlich) und
haben ihre Stammkundschaft. Falla gehört dazu, ein schwarzer netter Hüne, mit
besonders schönen Jeans, Hemden und Winterjacken (sehr lustig mit Bikini
drunter bei 38 Grad anzuprobieren). Alle kennen ihn seit Jahren, sein Geschäft
läuft gut.
Mamadu ist traditionell mit langem gestreiften Gewande
unterwegs und verkauft Armbänder und Sonnenbrillen. Max verkauft CD´s und wird
von unseren Jungs schon von weitem begrüßt. Lidia kommt vorbei mit ihren großen
schaukelnden Ohrringen. Sie wohnt in Mailand, hat 2 kleine Mädchen, die sie
monatelang nicht sieht, um sich hier ein Zubrot zu verdienen. Eine andere Afrikanerin
balanciert eine riesengroßen Kopf mit Schmuck und Tüchern auf ihrem Kopf, während
sie auf dem Rücken ihr Baby mit sich trägt. Unglaublich! Und wie scheinbar heiter
und gelassen sie mit ihm schreitet….
Dann ist da noch der
Kokosnussverkäufer/ il cocovendolo Toni (Antonio) aus Neapel. Der
gefällt mir ganz besonders. Er läuft mit seinen 2 Eimern so blitzschnell über
den Strand, dass selbst wenn man Kokosnüsse haben wollte, Schwierigkeiten hätte
ihn anzuhalten bzw. einzuholen. In einem Eimer befinden sich riesengroße grüne
Plastikblätter und die halben Kokosnüsse, im Anderen ist Wasser, um sie
abzuspülen. In der Hand hält er neben dem Eimer außerdem noch eine
Kinderfahrradtröte. Man hört ihn schon von Weitem, nicht nur wegen dem
permanenten Gehupe sonder auch durch seine lauten Rufe (besonders angenehm wenn
man gerade in sanfte Traumwelten abzudriften gedenkt). Ein pisolino/ ein Schläfchen zu machen ist, zugegebener
maßen, sowieso selten der Fall wegen des ansonsten vorkommendem Ökolärms am
Strand: Schreiende Kinder, „redende“ Italiener, Babydancemusik und weitere unzählige
Strandverkäufer. Ja, was so ein waschechter Neapoletaner ist, der verschafft
sich Gehör! „Cocobello cocofresco“/ schöne Kokos,
frische Kokos schallt es seit vielen Jahren über den Strand. Dieses Jahr
beweist er aber besonders viel Fantasie, der Spruch hat sich erheblich erweitert:
Cocobello cocofresco coco Chanel! Und dann ruft er weiter
„Non spingetevi, non affolatevi, c`é ne per tuttiiii“, schupst euch nicht,
drängt Euch nicht, es ist für alle etwas da. Oder „stressate le vostre mamme che volete cocobello cocofresco“,
nervt Eure Mammas solange bis sie Euch Kokosnüsse kaufen.
Schafft man es denn wirklich mal, ihn anzuhalten, dann
schält er mit so erschreckender Geschwindigkeit und superscharfem Messer das
Kososmark aus der Nuss, das einem Angst wird. Mit Sicherheit muss sich bei so
viel Fahrigkeit gleich rotes Blut mit
weißer Kokosnuss vermischen. Doch alles geht gut und wir knabbern zufrieden. An
den Geschmack muss man sich erst gewöhnen, denn man assoziiert automatisch beim
Erwerb, dass sie nach Bounty schmecken müsste, tut sie aber nur mit ganz viel
Fantasie.
Tja und natürlich wird am Strand auch Eis verkauft. Die ruspa kündigt sich schon von Weitem durch
laute Discomusik an. Das ist ein Raupenfahrzeug mit Eiskühltruhe darauf, die
etwas vor sich hinstinkend, geschoben wird.
Und dann gibt es noch die Bauchladenverkäufer mit ihren
Eistruhen. Letztens hat man doch einige Strände weiter einen ebensolchen direkt
vom Meer weg verhaftet! Einen armen Eisverkäufer,
un povero gelataio? Weit gefehlt! Das war ein berühmtes Mafiamitglied, seit
Jahren untergetaucht, in diverse große Drogengeschäfte verwickelt! Und verkauft
ausgerechnet am Strand von Rosignano gelati/ Eis!
Und wie ist das Ganze aufgeflogen? Der gute Mann hatte ein Tattoo am Bein, das
ihn eindeutig zu einer Mafiaorganisation zuordnete, und hatte kurze Shorts an!
Da nützte ihm auch nicht, dass er seinen üppigen Haarwuchs durch Glatze mit
rotem Kopftüchlein ersetzte (war ein hübsches Foto in der Zeitung) und den Bart
abrasierte. Zehn Polizisten verkleideten sich ebenfalls als Beachboys in
Bermudashorts und nahmen den Boss kurzerhand vor den Augen der verwunderten
Strandgäste fest. Kein Eis an diesem Tag/ niente gelato
quel giorno. Vielleicht auch besser so, wer weiß was in der Eiskiste
noch so alles drin war, oder im Eis?
Isses nicht nett? So etwas gibt es doch nur in Italien?
Der nächste beliebte Verkäufer bei uns am Strand/ sulla spiaggia ist Pole und er verkauft
„bomboloniiii, ciambeleeeee, donuts“.
Bomboloni sind eine Art
Berliner oder Pfannkuchen und die gibt es
leer oder mit Cremefüllung oder mit Schokolade. Ciambele
ist der gleiche Teig, würde ich mal sagen, aber es sind Pfannkuchenringe und Donuts ist klar…
Heute ist unsere nonna
mit am Strand, die Oma. Sie gibt mir erstmal
die Weisheit ihrer Mutter mit: Kauf nie was bei den Schwarzen, die bringen nur
Infektionskrankheiten mit. Hm, habe ich noch nicht bemerkt, kaufe trotzdem
weiter. A) haben sie tolle Sachen und b) hilft es ihnen, zu überleben. Die
Meisten haben Familie und Kinder. Und einige, wie z.B Salim mit seinen 52
Jahren, der mir ein nettes Täschchen verkauft, haben bis zu 3 Ehefrauen und 6
Kinder. Oh je, wie machen die das bloß? Ich habe schon mit einem Mann so meine
Probleme, aber das Ganze x 3? Wahrscheinlich sind 3 Frauen pflegeleichter als 3
Männer? Falla frage ich daraufhin aus, hat nur 2 Ehefrauen, eine hier und eine
im Senegal. Ein anderer junger Strandverkäufer meint, ne, er sei ja in Italien
aufgewachsen, sei ein moderner Senegalese und hätte nur eine Frau.
Nun, unsere Tage hier am Meer gehen zu Ende, i nostri giorni al
mare finiscono. Am Montag fängt die Schule für die Kleinen an, am
Mittwoch wohl für den Großen. So genau weiß ich das noch nicht, aber das wird
sich schon noch rumsprechen. Sind ja in Italien und so langsam habe ich mich
daran gewöhnt, in den Tag zu leben und ich muss nun eine Woche vor Schulanfang
nicht mehr so genau wissen wann Selbige nun anfängt. Sie wird anfangen, so viel
steht schon mal fest und das reicht, entsprechende Melancholie eingeschlossen
nach so einem schönen Sommer.
Die letzten Einkäufe werden erledigt, die Tage nach 2 ½ Monaten
von früh bis spät in Badesachen und Badelatschen sind gezählt, noch eine Crema
al caffé getrunken, das Tanzbein nach lateinamerikanischen Klängen geschwungen,
noch einmal 3 Stunden auf die Kinder wartend an den Hüpfburgen ausharrend, ein
letzter rotglühender Sonnenuntergang am Meer, ein Glas Rotwein im Pinienhain,
nella pineta.
Addio estate! Sommer ade!
Naja, auch morgen sollen wieder 29 Grad werden und die
Sonne scheinen, ein Weilchen wird er wohl noch anhalten und uns zum „O sole mio“
singen verleiten J.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen