Montag, 15. Oktober 2012

L´autunno – der Herbst

Bisher zeigt sich der Herbst von seiner schönsten Seite, von einigen sinnflutartigen Wolkenbrüchen einmal abgesehen. Jeden Tag noch ist es warm genug, um sich am Nachmittag ein Stündchen auf der Terrasse zu sonnen, sich am Strand zu vergnügen (einige gehen noch baden, sind sicher Ausländer J) und vor allem schöne Spaziergänge zu machen.

So viele schöne Früchte hat der Herbst zu bieten und mittlerweile habe ich auch Zeit, sie einzusammeln und zu verarbeiten.

Heute haben wir mit den riesigen Basilikumbüschen aus unserem Garten Pesto gemacht, mit Penne von Martelli und einem Glas kräftigen Rotwein - köstlich.
Rezept aus dem Haus Troiani:
Basilikumblätter, Pinienkerne, Pecorino romano (ein weißer, sehr würziger Schafskäse), gutes Olivenöl, alles fein pürieren und fertig. Das Pesto hält sich lange im Kühlschrank wenn es mit Olivenöl bedeckt ist. Nur die Farbe verändert sich vom frischen hellgrün in sattes Dunkelgrün.


Den Wein hat uns Emilio vorbei gebracht. Wir kennen uns erst seit wenigen Monaten, er hat eine schöne Ferienwohnung mit kleinem Pool, der Renner der Saison, und er und seine Frau Bruna sind wahrhaft feine Menschen.
Emilio kommt mit Wein und einem Korb Steinpilzen und Esskastanien beladen an. Welch` Freude, die Steinpilze sind fantastisch und werden gleich verarbeitet. Denise und Luciano, Freunde von nebenan, zeigen mir wie sie sie roh zubereiten, in feine Scheiben geschnitten, mit Öl und einem feinen Balsamicoessig beträufelt. Noch nie probiert, wirklich lecker/ mai provato, eccezionali. Die anderen Pilze verarbeiten wir zu risotto con funghi, Reis mit Pilzen, ebenso fein.
Esskastanien/ maroni mögen wir besonders, sie passen zu dieser Jahreszeit.

 
Man schneidet sie zunächste oben kreuzweise ein. Das macht ziemlich viel Arbeit und man muss sehr aufpassen, dass man sich nicht schneidet. Aber das ist wichtig denn sonst explodieren sie beim Rösten.
Anschließend röstet man sie in einer Pfanne die Löcher hat, bis sie schön dunkel sind. So eine Maronipfanne findet sich sicher in jedem Haushalt hier.

 
Wir durchstreifen die Wiesen und Felder, nach Essbarem, hangeln nach den letzten Feigen und Weintrauben. Meistens sind die Kinder dabei aber zum 1. Mal ziehe ich auch allein los. Ein eigenartiges Gefühl, dafür hatte ich bisher nie Zeit und ich geniesse das in vollen Zügen. Ich begebe mich auf Minzesuche und habe reiche Ernte.

Auch im Garten ist es Zeit, die echte Pfefferminze zu ernten, sie treibt schon Blüten. Der Tee/ il té (schwarz) o la tisana ( Kräutertee) für den Winter ist gesichert.
Manchmal bleibe ich stehen und bewundere die Olivenbäume. Auf meinem Spazierweg stehen noch ganz alte Bäume, wie Kunstwerke sehen sie aus. Die Oliven/ le olive hängen dick und grün am Baum, es verspricht eine gute Ernte zu werden in diesem Jahr.

Vermutlich wird zeitiger geerntet werden, sie sehen schon sehr reif aus. So schön lecker sehen sie aus aber ich wiederstehe dem Wunsch, sie in den Mund zu stopfen: Eine Olive probiert man nur einmal in seinem Leben vom Baum, sie schmecken gallebitter, und ich habe das natürlich schon getan :-).

Die Ernte/ la raccolta geht Ende Oktober los und dauert meistens bis Ende Dezember. Wir überlegen, einen Olivenhain zu pachten, zu schön ist die Arbeit der Olivenernte, wenn auch sehr mühsam. Als Lohn gibt es das grüne Gold und es wäre schon schön, einen Vorrat davon zu haben. Der Olivenölverbrauch unserer 5- köpfigen Familie liegt bei circa 25 Litern pro Jahr. Es ist einfach eines der wunderbarsten Naturprodukte das ich kenne. Mehr dazu sicher im nächsten Blog sobald Ernte und la frangitura/ Ölpresse losgehen.

Auf der Terrasse entstiele ich die Pfefferminze, macht ganz schön viel Arbeit, aber der Duft ist betörend. Gut wird der Tee im Winter am warmen Ofen schmecken. Doch noch ist es warm hier draussen und erst wenn die Sonne langsam rot hinter den Hügeln verschwindet, wird es frisch.

Die letzten Sonnenstrahlen streifen die Wiesen und Olivenhaine und in kurzer Entfernung höre ich die Schafe/ le pecore vorbei ziehen, man hört das zarte Mäh der Lämmer/ gli agnelli. So weiß ich, dass ich bald beim Schäfer vorbei gehen kann, der erste Pecorino wird fertig sein. Den gibt es natürlich nur wenn die Schafe Junge haben. Anfang November wird es wieder soweit sein.

Dieses Jahr ist unsere Winterküche, wir essen ja mit den Jahreszeiten/ le stagioni hier, um einiges reicher durch unsere Sommerschätze: Tomatenmark, Aprikosen- und Feigenmarmelade, Pfefferminz-, Minz- und Brennesseltee, Pesto, welch` bunte Farbenpracht und welch`Genuss.


Ja, dieses „mit den Jahreszeiten essen“ kannte ich früher nicht. Heutzutage ist das ganz normal für mich geworden; Obst- und Gemüse werden zu der Jahreszeit gegessen wenn sie reif sind, bestimmten Käse gibt es nur wenn die Lämmer da sind, (Lämmer gibt es nur zu Ostern und im November zu essen ;-)) Pilze nach Regen usw..

Pilze suchen würde ich persönlich ja jetzt nicht unbedingt gehen, es ist ja Jagdsaison und welche Blüten die Jagdversessenheit der Italiener treibt ist ja in meinem Buch ausführlich beschrieben. Nicht nur, dass es überall knallt, auch unbeobachtet kann man sich nirgends fühlen. Auch auf meinem Spazierweg rechne ich mit neugierigen Augen und ziehe mir vorsichtshalber rote Sachen an, damit ich nicht aus Versehen für ein Wildschwein gehalten werden, was beim Durchschnittsalter der Jäger zwischen 70 und 90 schon mal passieren kann. Wenn meine überaus lauten italienischen Kinder dabei sind fühle ich mich zwar etwas weniger mit der Ruhe der Natur im Einklang, dafür aber um Einiges sicherer.

Riccardo kümmert sich um das Feuerholz, Unmengen davon brauchen wir für den gußeisernen Ofen, Kamin und Pizzaofen. Er holt es entweder vom Beseitzer direkt aus dem Wald oder läßt sich die Baumstämmen anliefern und sägt sie auf dem Hof zu. Unter dem Pizzaofen ist ein großer Hohlraum in dem es gelagert wird. Bei den Rekordpreisen hier in Italien lohnt es sich, mit Holz zu heizen, mehr als 18 ° Raumtemperatur sind nicht drin, und außerdem geht nichts über ein Plätzchen am warmen Feuer mit italienischen Pfefferminztee oder deutschen Glühwein, dem Spiel der Flammen zuschauend.

Wer noch Ende Oktober kommen möchte, um an der Olivenernte teilzunehmen, der schreibt mir gern. www.toskanaferien.de

Wir hören uns bald wieder, sicher mit einem Bericht aus der Olivenmühle.

Herzliche Grüße, saluti dal cuore,
Kristina (für die nächsten 10 Tage im Urlaub)

1 Kommentar:

  1. Versuch Nr. 3 einen Kommentar zu schreiben:
    Liebe Kristina, der Urlaub ist (leider) vorbei, und wir sind wieder verzaubert von der schönen Toskana, von Lari, von den Menschen dort...pure Emotion! Hier angekommen musste ich doch nun endlich deinen Blog suchen und habe alles verschlungen und bin begeistert von dieser Idee, kann man doch immer das neueste aus der wunderbaren Region dort lesen, Danke dafür! Und auf den Geschmack gekommen - oder besser gesagt wieder auf den Geschmack gekommen, sofort dein Buch bestellt, es kommt nächste Woche und ich freue mich riesig.
    Wir hatten letzte Woche das Glück schon neues und frisches Olivenöl zu bekommen. Es ist ja wie hier bei einer Apfel-Lohn-Mosterei! Die Oliven noch eben draußen vor der Tür, dann in der Presse und dann bekommst du das grüne Gold frisch abgefüllt. Sehr interessant das alles zu sehen - Fantastisch! Und ich gebe dir Recht - eine Olive vom Baum probiert man wirklich nur ein einziges Mal.
    Nun sind wir wieder eingedeckt mit wirklich gutem Olivenöl und wenn der Vorrat aufgebraucht ist, wird es Zeit euch wieder zu besuchen :o) In diesem Sinne,
    alles erdenklich Gute für dich und einen schönen/erfolgreichen Urlaub!

    PS: Grüße an Ilse und Danke nochmal für den Dienstag!

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