Mittwoch, 19. Dezember 2012

Der 3. Advent – il terzo avvento

Da bin ich wieder/ eccomi qua. Ich hatte eine wunderschöne Woche in Deutschland, wenn auch der Anlaß, eine Beerdigung, traurig war.
Ja, so weiße Weihnachtsstimmung (hier sind 17° und Sonne) hat doch was. Verwandte und Freunde besuchen, ganz wunderbar. Außerdem hat sie bewiesen, dass man sich durchaus in nur einer Woche, die Weihnachtsmärkte und Weihnachtsessen hoch und runter,  locker 3 kg anfressen kann. Currywurst gleich auf dem Flughafen (das ist Kult), Thailändisch mit Heidrun in Berlin, im Restaurant unter den Arkaden in Leipzig mit Mama Gans mit Klößen (kein Vergleich zu meiner freilaufenden toskanischen Biogans und zu meinen selbstgemachten grünen Klößen) aber mit Blick auf den Weihnachtsmarkt, Geschnetzeltes mit Sahnesößchen und Quarkkäulchen (nacheinander, nicht gleichzeitig) im Bayrischen Bahnhof, ein tolles Frühstück im Volkshaus in Leipzig (ich habe es fotografiert, um meinen italienischen Ferienhausbesitzern mal zu zeigen wie man bei uns frühstückt), Käsesahnetorte, Kräppelchen, Waffeln mit Creme, thüringer Rostbratwurst, Dresdner Christstollen bei Onkel und Tante, selbstgebackene Kekse (nein, nicht ich), Dresdner Pfefferkuchen,  und natürlich Glühwein/ vin brulé (der legt aber nicht an, oder?)...

So, nun wißt ihr alles was auf dem Speiseplan einer Deutschen steht, die in die Toskana ausgewandert ist, wenn sie mal wieder in ihre Heimat (nun 2. Heimat?) kommt.
Hier haben wir inzwischen das Haus schön geschmückt/ abbiamo decorato la casa, den dresdener Schwibbogen (nach neuer Rechtschreibordnung sicher Schwibbbogen, aber ich verweigere mich) ins Fenster gestellt, den Hof mit Lichtlein bestückt und die Krippe im Pizzaofen aufgebaut.



 
Nun, als ich hierher kam hatte ich ein sehr zwispältiges Verhältnis zu Lichterketten. Doch mittlerweile bin ich ihnen gegenüber, wie man sieht, seeeehr tolerant geworden. Im nächsten Jahr sind sie sicher bunt und blinken noch dazu :-).


Das Jesuskindlein/ il bambino Gesù wird bis zum 24. zugedeckt (ja, scusate/ entschuldigt, das ist ein scottex/ Küchenpapier, ich habe nicht anderes gefunden...).
Vorbei sind die Zeiten, da wir noch lebendige Christkindlein zum "presepe vivente/ Krippenspiel in Lari" beizusteuern hatten...

Ja, trotz Sonnenschein hatte ich den innigen Wunsch, schön Advent zu feiern.
Dieser wurde beinahe schon am Morgen durch einen gekonnten Sprung meines 6-Jährigen in meine Rippen vereitelt. Das war früh um 7, wo der normale Mensch am Sonntage sehnlichst wünscht, noch zu schlafen. Doch die lieben Kleinen beliebten Fangen in und um Mama´s und Papa`s Bett zu spielen. Ich bat sie höflichst (... nein, ich lüge, „höflichst“ war nur am Anfang als ich noch keine Stimme fand...) doch damit aufzuhören, ganz lieb zu sein und in ihrem Zimmer noch etwas zu spielen. Doch da kam er auch schon angeflogen, der Luca...
Obwohl er schon länger nicht mehr, wie in frühen Kindergartenstunden, einen Menschen als Kopf mit Händen und Füßen malt, hatte er offensichtlich vergessen, dass sich die Verlängerung des schimpfenden Mamakopfes unter der Bettdecke befand. So landete er mit gekonntem Sprung und beiden Füßen direkt in meinen Rippen.
Ja, geprellte Rippen ist nun nicht unbedingt das, was man in der Vorweihnachtszeit braucht, aber ich habe es trotzdem geschafft, ein feines Adventmittagsessen, coniglio al forno/ Kaninchen aus dem Ofen zu zaubern. Mein endlich mal geplanter Kirchenbesuch wurde so allerdings verhindert.
Dafür hatte ich mir fest vorgenommen, nachmittags Advent/ avvento zu feiern. Das ist hier, eigenartigerweise/ che strano, gar nicht so üblich. Doch nichts geht für mich über „Jauchzet, frohlocket...“, Dresdner Christstollen (klar, frisch aus Deutschland eingeflogen), Räucherkerzchen (ebenfalls), Kerzenlicht, Lebkuchen (gibts zum Glück beim Lidl) und Glühwein (ebenfalls). Vergeblich hatte ich in den letzten Jahren versucht, dies in Familie ganz besinnlich zu zelebrieren. Ich weiß ja nicht wie das in anderen Familien mit kleineren Kindern ist, aber bei uns geht das definitiv nicht/ é proprio impossibile. Da kommt alles auf, aber Besinnlichkeit? Keine Chance!

Dieses Jahr habe ich es also schlauer angestellt/ sono stata piú furba und habe erstmal ganz allein für mich gefeiert. Ja, natürlich hatte ich darum gebeten, dies doch gemeinsam zu tun, aber pünktlich um 3 waren alle weg und bis 19.10 ließ sich auch keiner mehr blicken. Was mich jahrelang in tiefste Depression gestürzt hätte (Advent allein!) genoß ich diesmal in vollen Zügen, Musik hören, schlemmen, Blockflöte spielen und ich kann sogar schon mein 1. Weihnachtslied auf dem Klavier hämmern, „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ auf italienisch heißt das „la mia stellina/ mein Sternchen“. War auch gut so, alleine zu feiern, denn um 19.10 wars aus mit dem Frieden. Da kamen 1 Superman und 1 Badman zur Tür herein, die nacheinander Krieg, Dinosaurier bekämpfen und Flugzeugabsturz spielten , während sie vom Sofa/ divano hoch und runter sprangen und unter dem Tisch/ sotto il tavolo durchkrochen. Mein bereits erheblicher Glühweinkonsum (ein Glas reicht da bei mir schon vollkommen aus, muss ich dazu sagen) ließ mich das Ganze in diesem Jahr mit einem gelassenen Grinsen quittieren. Das Weihnachtsoratorium habe ich dann man lieber wieder ausgestellt, das war dann doch etwas zu viel Durcheinander. Aber: Sie haben doch alle weiß Gott den Stollen probiert, nicht wie sonst an den Rosinen herum gemäkelt, und ihn für gut befunden.
Mein Mann hatte sich am 3. Advent ein besonderes Abendessen/ una cena particolare ausgedacht. Er ist ja schon aus dem Buch für seine raffinierten Rezepte bekannt, man erinnere sich an die gebratenen Weihnachtsklöße mit Maionäse (ja, die schreibt man jetzt so!) und Tomaten.
Dazu muss ich erwähnen, dass es jetzt neuerdings, hurra, im Lidl Quark zu kaufen gibt. Ich bedanke mich hiermit für alle lieben Gäste und Freunde, die mich jahrelang mit Quark aus Deutschland beliefert haben, ihr wart wunderbar/ siete stati meravigliosi! Nun gibt es ihn also hier, den formaggio fresco, den Quark.

Am 3. Adventsabend sehe ich also meinen Mann eine dicke weiße Creme in der Pfanne verrühren und mir schwant Schreckliches. Nun, wie ebenfalls aus dem Buch bekannt, ist es schwer, nein sagen wir unmöglich, meinen Mann von einem beschlossenen Vorhaben abzubringen. Mein schweifender Blick versucht dieses genauer zu erfassen: Da liegen 2 leere Quardosen, 1 Sahnedose, Lachsscheiben und Pasta. Nun, ich würde euch jetzt gern eine neue gelungene kulinarische Kreation anpreisen, so ein piatto tipico italo-tedesco/ ein typisch italienisch deutsches Gericht, aber ich muss euch leider mitteilen, das dieser piatto/ Teller/ Gang/ Gericht auf keine Ausrufe der Begeisterung gestoßen ist. Eigenartigerweise wollte ihn keiner so richtig essen, dabei hatte sich Riccardo so viel Mühe damit gegeben.
Man stelle sich/uno si immagina nur mal vor was der „gemeine“ Italiener mit diesem formaggio fresco tut, wenn ihn schon mein Mann so mißbraucht, der seit Jahren an seinen Konsum gewöhnt ist. Nicht auszumalen!

So, dank schmerzender Rippchen werde ich morgen nicht zum Yoga gehen, dafür habe ich Zeit, meine Gans/ la mia oca zu bestellen. Gar kein so leichtes Unterfangen denn das ist kein piatto tipico/ typisches Gericht zu Weihnachten/ a natale. Doch Davide, der macellaio/ Metzger wird mit wieder eine aus dem Umland auftreiben. Das ist immer kein so leichtes Unterfangen aber er wird das schon schaffen/ gli riesce sicuramente.
Simone hingegen, der andere Dorffleischer wird mich mit bistecca fiorentina für die Feiertage/ per i giorni di festa versorgen, er ist Fachmann dafür. ER, ja richtig, Simone ist in Italien ein Männername...

Übrigens ist sein Salami- und Schinkendegustierraum in einem herrlichen kleinen Gewölbe unter Lari´s pavimento/ Pflaster (um genau zu sein, er liegt unter Miriams Klamottenladen und man kann unter die Röcke der Damen schauen, die vorbei gehen und ich bin mir fast sicher, dass da immer mal jemand unten steht > Buch. Na, wer ist das wohl?) und im nächsten Jahr werden sie uns dort nach der Nudelfabrikbesichtigung verköstigen.
Tomaten kaufe ich wohlweislich nicht und Maionäse und Quark werde ich verstecken....

Ich wünsche allen ein frohes Weihnachstfest,  vi auguro un buon natale, und werde mich sicher mit kurzweiligen Geschichten, man denke daran was in den letzten Jahren so passiert iat, > Buch, nach dem Weihnachtstagen wieder melden.
Eigentlich hoffe ich ja, dass mal in unserer Familie nichts Erwähnenswertes passiert aber was wenn mir dann langweilig wird? Und was wird dann aus dem Blog?

 
So schön war der Sonnenuntergang heute in der Toskana vor meinem Fenster... (nein das ist kein Schnee, nur Nebel...)

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