Samstag, 26. Januar 2013

La benedizione degli animali – Die Segnung der Tiere


Jedes Jahr am 17. Januar läßt man eine alte Tradition aufleben, la benedizione degli animali, die Segnung der Tiere.  Il santo protettore degli animali (domestici) – der Schutzpatron der (Haus-)Tiere, der heilige Antonio, Sant Antonio segnet die Tiere. Auch in unserem toskanischen Dorf Sant Ermo wird das Fest natürlich gefeiert.

Jetzt wollte ich Euch im Toskana Blog eine interessante Geschichte über einen berühmten italienischen Heiligen erzählen und stelle fest, er ist ein christlicher ägyptischer Mönch, dort geboren und gestorben. Ich bin fast überzeugt, dass kaum ein Italiener das weiß.

So wird der Heilige Antonio in unserer Dorfkirche dargestellt

Der Heilige Antonius Abate (geb. in Ägypten 251-357 gest. in der Wüste bei Theben, man beachte = 106 Jahre alt geworden)  ist nicht zu verwechseln mit dem Sant Antonio da Padova/ Antonius von Padua (in Portugal geb. 1195 und 1231 in Padua verstorbener Heiliger). Er wurde in jungen Jahren Waise, verschenkte all sein Hab und Gut und beschloß Eremit zu werde, lebte lange in einer Höhle und in der Wüste in extremer Askese und beschäftigte sich mit Teufelsaustreibungen. Er wird meistens mit einem kleinen Schwein an seiner Seite dargestellt, das ein Glöckchen um hat.

Die Tradition, die Tiere und besonders die Schweine zu segnen, stammt wohl aus dem Mittelalter aus Deutschland. Zu dieser Zeit war es üblich, das jedes Dorf ein Schwein aufzog, das dem örtlichen Krankenhaus, das den Brüdern des heiligen Antonius unterstellt war, gestiftet wurde.

Früher war die Tiersegnung ein riesengroßes Fest, das mehrere Tage andauerte, mit sehr, sehr vielen Tieren. Natürlich musste man an die Kirche etwas bezahlen, um seine Tiere segnen zu lassen.
Sogar Goethe und Andersen haben seinerzeit an diesen Schauspielen in Italien teilgenommen, unzählige Künstler wie Hieronymus Bosch bis Salvadore Dalí stellten den Heiligen dar.

Bei uns in Sant Ermo geht es an dem Tage einfach richtig nett zu.
Alle versammeln sich nach der Sonntagsmesse auf dem Kirchvorplatz.


Unser Sant`Antonio wird behutsam nach draussen getragen und auf ein Tischlein gestellt.

Ich lerne endlich die Haustiere von klein bis groß meiner Nachbarn kennen.

Da ist Guido, ja, der Cinta senese Guido mit Gianna, einem riesengroßen maiale/ Schwein. Ihr erinnert Euch, die leckere Salami und den feinen Schinken gibt es neuerdings über den Link mit dem Martelli-Foto hier rechts im Toskana Blog zu bestellen... direkt aus Sant Ermo.
Hier seht ihr also mal ein Prachtexemplar von dem Rennschwein mit dem weißen Fellgürtel, das den so exzellenten Schinken „produziert“. Gianna, erklärt mir Guido, kam vor 7 Jahren in Sant Ermo per parto naturale/ natürlicher Geburt zur Welt. Ja, dann ist sie ja genau so alt wie unser Jüngster, auch er Hausgeburt in Sant Ermo, die erste nach weit über 40 Jahren. Gianna, das niedliche Zuchtschwein, wiegt jedenfalls mehr als das 10-fache von unserem Luca. Sie bringt stolze 250 kg auf die Waage.

Denise, meine Schweizer Freundin, hat Carlotta dabei. Carlotta wird bald ein Eselbaby zur Welt bringen (Esel tragen 13 Monate!) und ist besonders schön geschmückt.

Zwei Pferde sind auch da. Sie gehören den Nachbarn die einen neuen Biobauernhof betreiben. Demnächst werden ihre Ferienwohnungen bei mir zu finden sein. Ein ganz wunderschönes Angebot mit vielen Tieren, Landwirtschaft, Pool.

Nico hat seine Wellensittiche/i pappagallini  mitgebracht.


Seine nonna/ Oma Bruna hat „Ettore“/ Hektor im Arm. So klein wie er ist, so viel Respekt habe ich vor ihm, wenn er laut bellend hinter mir her rennt und ich automatisch visualisiere, sollte man ja nicht tun, dass sich seine kleinen spitzen Zähnchen in meinem Unterschenkel verbeißen. Isser nicht süß heute?
Der andere Guido bringt sein Kaninchen/ il suo coniglio her.

 

Zwei Schildkröten/ due tartarughe im eigenen Dschungel sind mit dabei.

Und ein Meerschweinchen/ un maialino d`india.

 Auch ein kleines Schaf läuft auf der piazza spazieren, das ich niemandem zuordnen kann.

 

Mario bringt seine Jagdhündin Stella/ Stern mit. Sie freut sich und zieht ihn an der Leine hinterher. Endlich darf sie mal raus aus ihrem 3 qm-Käfig.

 

Katzen/ i gatti gibt es hier nur in Käfigen. Müsste man mal untersuchen ob es einer gesegneten Käfig-traumatisierten Katze besser geht als einer ungesegneten freilaufenden Katze, überlege ich. Auch unsere Katze Angiolina, die ja eigentlich auch gesegnet werden sollte, springt vor Schreck vom Arm und haut ab, viel zu viele Menschen. Zuhause legt sie sich auf die faule Haut und läßt Segnung Segnung sein, statt die Mäuschen im Haus zu fangen wegen denen wir sie eigentlich angeschafft haben.
Ungesegnete faule Angiolina
Die Mäuschen wollen wir jede Woche mindestens einmal umbringen (.. morgen lege ich denn Kleber aus, sagt mein Mann dann immer, seit nunmehr circa 5 Jahren...) aber sie heute am Tag der Tiersegnung umzubringen, nein, das geht nun wirklich nicht.
Nur in meinem Traum in der nächsten Nacht, als die Mäuschen plötzlich so rosa und groß werden wie das Schwein vom heiligen Antonius, dann gedenke ich den Mord/ l`omicidio doch wahr zu machen.


Aber am nächsten Morgen sieht die Welt eben doch schon wieder ganz anders aus... eigentlich sind die Mäuschen/ i topolini doch so klein und rund und süß und sind bei uns doch sozusagen schon zu Haustieren geworden. Nun, deshalb werde ich sie nun aber doch nicht fangen und auf die piazza zur Segnung bringen. Vielleicht im nächsten Jahr, magari il prossimo anno J!

Und unsere Wellensittiche, die ich aus Versehen den Katzen als Futter gegeben habe, kann ich leider auch nicht mehr hinbringen. Na gut, ich höre auf mit den Gruselgeschichten/ storielle di paura, die gibt es ja ausführlich im Buch.

Nun erstmal versammeln sich nun alle um Don Bruno.


Er spricht eine lange Segnung, der ich aber nur unkonzentriert folge weil ich mit der Beobachtung von Gianna beschäftigt bin, die mit ihren 250 kg Lebendgewicht einen ziemlich nervösen Eindruck macht und Guido, auch nicht gerade leicht, aufgeregt hin- und herzieht. Wenn sie jetzt bloß nicht los rennt und die Skulptur vom heiligen Antonius umwirft! Meine volle Konzentration hat Don Bruno erst wieder als er plötzlich vor mir steht und mit seinem Weihwasserwedel (..`tschuldigung, das Ding hat sicher einen ordentlichen Namen, den weiß ich leider nicht...) eine ordentliche Ladung Wasser auf alle versprüht. Und ich dachte nur die Tiere sollten gesegnet werden. Na, nichts für ungut.
Diese zwei Wollknäuel hier werden bald eine stattliche Größe erreicht haben. Es sind die neuen Hütehunde für Gianna und Co, für alle Cinta Senese Schweine aus Sant Ermo.

Achja, und das Futter/ il cibo wird auch gesegnet. Sieht echt lecker aus.



Und wie im Buch beschrieben schmecken die Hundekekse ja auch gar nicht so schlecht, nicht wahr lieber Felix ;-) (er hatte mal einen Hundeweihnachts-kalender erwischt und ehe ichs verhindern konnte, sich gütlich daran getan...).

Nach einer Legende im Veneto heißt es, dass die Tiere in der Nacht vom 17. Januar sprechen könnten aber man muss sich fern von ihnen halten, denn wenn man sie belauschen würde so wäre das ein schlechtes Omen/ un cattivo auspicio.

In anderen Teilen Italiens wird an dem Tag ein riesiges Freudenfeuer entzündet oder man läuft singend und musizierend von Haus zu Haus und es wird... natürlich... gegessen, Delikatessen wie Schweinsohren/ orecchie di maiale, stinco/ Schweinshaxe, Schweineschnauze/ muso di maiale

Das Fest nimmt seinen Abschluß, der Sant Antonio wird wider in die Kirche getragen, Gianna in den Anhänger gelockt und alle ziehen frohen Herzens nach Hause.






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