Jedes Jahr am 17. Januar läßt man eine alte Tradition aufleben, la benedizione degli animali, die Segnung der Tiere. Il santo protettore degli animali (domestici) – der Schutzpatron der (Haus-)Tiere, der heilige Antonio, Sant Antonio segnet die Tiere. Auch in unserem toskanischen Dorf Sant Ermo wird das Fest natürlich gefeiert.
Jetzt wollte ich Euch im Toskana Blog eine interessante Geschichte über
einen berühmten italienischen Heiligen erzählen und stelle fest, er ist ein
christlicher ägyptischer Mönch, dort geboren und gestorben. Ich bin fast überzeugt,
dass kaum ein Italiener das weiß.
So wird der Heilige Antonio in unserer Dorfkirche
dargestellt
Der Heilige Antonius Abate (geb. in Ägypten 251-357 gest. in der Wüste bei
Theben, man beachte = 106 Jahre alt geworden) ist nicht zu verwechseln mit dem Sant Antonio
da Padova/ Antonius von Padua (in Portugal geb. 1195 und 1231 in Padua verstorbener
Heiliger). Er wurde in jungen Jahren Waise, verschenkte all sein Hab und Gut und beschloß Eremit zu
werde, lebte lange in einer Höhle und in der Wüste in extremer
Askese und beschäftigte sich mit Teufelsaustreibungen. Er wird meistens mit einem kleinen Schwein an seiner
Seite dargestellt, das ein Glöckchen um hat.
Die Tradition, die Tiere und besonders die Schweine zu
segnen, stammt wohl aus dem Mittelalter aus Deutschland. Zu dieser Zeit war es
üblich, das jedes Dorf ein Schwein aufzog, das dem örtlichen Krankenhaus, das den
Brüdern des heiligen Antonius unterstellt war, gestiftet wurde.
Früher war die Tiersegnung ein riesengroßes Fest, das
mehrere Tage andauerte, mit sehr, sehr vielen Tieren. Natürlich musste man an
die Kirche etwas bezahlen, um seine Tiere segnen zu lassen.
Sogar Goethe und Andersen haben seinerzeit an diesen
Schauspielen in Italien teilgenommen, unzählige Künstler wie Hieronymus Bosch bis
Salvadore Dalí stellten den Heiligen dar.Bei uns in Sant Ermo geht es an dem Tage einfach richtig nett zu.
Alle versammeln sich nach der Sonntagsmesse auf dem Kirchvorplatz.
Unser Sant`Antonio wird behutsam nach draussen getragen
und auf ein Tischlein gestellt.
Ich lerne endlich die Haustiere von klein bis groß meiner
Nachbarn kennen.
Da ist Guido, ja, der Cinta senese Guido mit Gianna, einem riesengroßen maiale/ Schwein. Ihr erinnert Euch, die leckere Salami und den feinen Schinken gibt es neuerdings über den Link mit dem Martelli-Foto hier rechts im Toskana Blog zu bestellen... direkt aus Sant Ermo.
Hier
seht ihr also mal ein Prachtexemplar von dem Rennschwein mit dem weißen
Fellgürtel, das den so exzellenten Schinken „produziert“. Gianna, erklärt
mir Guido, kam vor 7 Jahren in Sant Ermo per parto naturale/ natürlicher Geburt
zur Welt. Ja, dann ist sie ja genau so alt wie unser Jüngster, auch er
Hausgeburt in Sant Ermo, die erste nach weit über 40 Jahren. Gianna, das niedliche Zuchtschwein, wiegt
jedenfalls mehr als das 10-fache von unserem Luca. Sie bringt stolze 250 kg auf
die Waage.
Zwei Pferde sind auch da. Sie gehören den Nachbarn die einen neuen Biobauernhof betreiben. Demnächst werden ihre Ferienwohnungen bei mir zu finden sein. Ein ganz wunderschönes Angebot mit vielen Tieren, Landwirtschaft, Pool.
Nico hat seine Wellensittiche/i
pappagallini mitgebracht.
Seine nonna/ Oma Bruna hat „Ettore“/ Hektor im Arm. So klein wie er ist, so viel Respekt habe ich vor ihm, wenn er laut bellend hinter mir her rennt und ich automatisch visualisiere, sollte man ja nicht tun, dass sich seine kleinen spitzen Zähnchen in meinem Unterschenkel verbeißen. Isser nicht süß heute?
Der andere Guido bringt sein
Kaninchen/ il suo coniglio her.
Zwei Schildkröten/ due tartarughe im eigenen Dschungel sind mit dabei.
Und ein Meerschweinchen/ un
maialino d`india.
Mario bringt seine Jagdhündin Stella/
Stern mit. Sie freut sich und zieht ihn an der Leine hinterher. Endlich
darf sie mal raus aus ihrem 3 qm-Käfig.
Katzen/ i gatti gibt es hier nur in Käfigen. Müsste man mal untersuchen ob es
einer gesegneten Käfig-traumatisierten Katze besser geht als einer ungesegneten freilaufenden
Katze, überlege ich. Auch unsere Katze Angiolina, die ja eigentlich auch
gesegnet werden sollte, springt vor Schreck vom Arm und haut ab, viel zu viele Menschen. Zuhause legt
sie sich auf die faule Haut und läßt Segnung Segnung sein, statt die Mäuschen
im Haus zu fangen wegen denen wir sie eigentlich angeschafft haben.
Ungesegnete faule Angiolina
Die
Mäuschen wollen wir jede Woche mindestens einmal umbringen (.. morgen lege ich
denn Kleber aus, sagt mein Mann dann immer, seit nunmehr circa 5 Jahren...) aber sie
heute am Tag der Tiersegnung umzubringen, nein, das geht nun wirklich nicht.
Nur in meinem Traum in der nächsten Nacht, als die
Mäuschen plötzlich so rosa und groß werden wie das Schwein vom heiligen Antonius,
dann gedenke ich den Mord/ l`omicidio doch
wahr zu machen.
Aber am nächsten Morgen sieht die Welt eben doch schon
wieder ganz anders aus... eigentlich sind die
Mäuschen/ i topolini doch so klein und rund und süß und sind bei uns doch
sozusagen schon zu Haustieren geworden. Nun, deshalb werde ich sie nun aber
doch nicht fangen und auf die piazza zur Segnung bringen. Vielleicht im nächsten Jahr, magari il
prossimo anno J!
Und unsere Wellensittiche, die ich aus Versehen den
Katzen als Futter gegeben habe, kann ich leider auch nicht mehr hinbringen. Na
gut, ich höre auf mit den Gruselgeschichten/
storielle di paura, die gibt es ja ausführlich im Buch.
Nun erstmal versammeln sich nun alle um Don Bruno.
Er spricht eine lange Segnung, der ich aber nur unkonzentriert folge weil ich mit
der Beobachtung von Gianna beschäftigt bin, die mit ihren 250 kg Lebendgewicht
einen ziemlich nervösen Eindruck macht und Guido, auch nicht gerade leicht, aufgeregt
hin- und herzieht. Wenn sie jetzt bloß nicht los rennt und die Skulptur vom
heiligen Antonius umwirft! Meine volle Konzentration hat Don Bruno erst wieder
als er plötzlich vor mir steht und mit seinem Weihwasserwedel (..`tschuldigung,
das Ding hat sicher einen ordentlichen Namen, den weiß ich leider nicht...)
eine ordentliche Ladung Wasser auf alle versprüht. Und ich dachte nur die Tiere
sollten gesegnet werden. Na, nichts für ungut.
Diese zwei Wollknäuel hier werden bald eine stattliche Größe erreicht haben. Es sind die neuen Hütehunde für Gianna und Co, für alle Cinta Senese Schweine aus Sant Ermo.
Achja, und das Futter/ il
cibo wird auch gesegnet. Sieht echt lecker aus.
Nach einer Legende im Veneto heißt es, dass die Tiere in
der Nacht vom 17. Januar sprechen könnten aber man muss sich fern von ihnen
halten, denn wenn man sie belauschen würde so wäre das ein
schlechtes Omen/ un cattivo auspicio.
In anderen Teilen Italiens wird an dem Tag ein riesiges
Freudenfeuer entzündet oder man läuft singend und musizierend von Haus zu Haus und
es wird... natürlich... gegessen, Delikatessen wie Schweinsohren/
orecchie di maiale, stinco/ Schweinshaxe, Schweineschnauze/ muso di maiale
Das Fest nimmt seinen Abschluß, der Sant Antonio wird
wider in die Kirche getragen, Gianna in den Anhänger gelockt und alle ziehen
frohen Herzens nach Hause.
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